Wenn der Frieden nicht vom Himmel fällt

Wie lebt man eigentlich, wenn dich keiner will?
Evi wusste, dass sie mit ihrer Schweizer Heimat brechen musste. Sie wollte nicht länger in einer Minderheit ersticken, in der gut behüteten jüdischen Zürcher Gemeinde. Deshalb ab nach Israel, das Land der Juden, zur Mehrheit gehören.
Für Eyas war die Staatsgründung Israels im wahrsten Sinne des Wortes eine Katastrophe: Seine palästinensische Familie wurde getrennt, der Vater legte sich einen neuen Familiennamen zu, in der (falschen) Hoffnung, so seine Familie wieder zusammen führen zu können.
Evi und Eyas, Unterdrücker und Unterdrückter. Jüdin und Palästinenser.
Evi Guggenheim Shbeta und Eyas Shbeta sind verheiratet, haben drei Töchter. Und sie haben vor 30 Jahren angepackt, was noch heute viele als blanken Verrat abkanzeln. Vor 30 Jahren haben sie damit begonnen, Wahad al-Salam / Neve Shalom mit aufzubauen. Ein Dorf, in dem jüdische und arabische Menschen zusammen wohnen und arbeiten.
Etwas bewirken wollten sie, Eyas und Evi. Aber der Frieden fällt nicht vom Himmel, schon gar nicht im Nahen Osten. Und so versuchen sie, arabische und jüdische Jugendliche zueinander zu bringen, so etwas wie einen Austausch zwischen sich üblicherweise Anschweigenden anzustossen. Die Friedensschule im Dorf bietet die Möglichkeit dazu. Und manchmal, manchmal nehmen die Kids auch was mit nach Hause zu ihren palästinensischen und jüdischen Freunden und Familien. Hey, der andere und seine Kultur sind zwar anders, aber auch er hat gute Gründe. Kann ja wenigstens mal zuhören.
Im Nahen Osten gibt es zwei Wahrheiten. Eine jüdische und eine palästinensische Wahrheit. Aber wie ist das in einer Gegend, in der der Schwächere einfach niedergeschrien, sein Recht auf Wahrheit negiert wird?
Gerade mal vier Schulen gibt es mittlerweile in ganz Israel und Palästina, in denen jüdische und arabische Kinder zusammen die Schulbank drücken. Schulen, wie sie einst in Wahad al-Salam / Neve Shalom entwickelt worden sind. Zweisprachige Schulen, in denen die Sprache nicht trennt, Schulen, in denen nicht über Differenzen gestritten, sondern gemeinsam gelernt wird.
Vier gemischte Schulen in einem Land mit sieben Millionen Einwohnern. Ist das ein Anfang, ein Erfolg?
Das politische Umfeld ist rau und roh, sehr roh. Bei der Gründung des Dorfes rümpfte der damalige Premier Begin die Nase, Geld gab’s schon gar nicht. Heute, 30 Jahre nach der Gründung von Wahad al-Salam / Neve Shalom, wird’s schon als Erfolg gewertet, wenn das Aussenministerium ab und zu eine Delegation von Ausländern vorbeischickt.
Und Sie:
Wie lange würden Sie’s aushalten, wenn Sie zuerst belächelt, dann Ihre Ideen bekämpft und Sie am Schluss primär einmal ignoriert würden?
Wie würden Sie reagieren, wenn Ihr Bruder, Ihre Schwester in eine Fernsehkamera sagen: Nein, wir hätten eigentlich lieber einen jüdischen Ehemann, eine arabische Ehefrau gesehen.
Fremd sind sie geblieben. Fremde im eigenen Land.
Der Film
Das Dorf
Nein diese vier Schulen gibt es ausschließlich in Israel, in dem Gebiet, dass später mal der "palästinensische" Staat werden soll, steht keine einzige. Wär ja auch noch schöner, schliesslich lautet das Endziel dort, nach Abzug aller Siedler, ein judenreines Land zu haben, genau wie es der Gaza heute schon ist.
Übrigens der Anteil arabischer Israelis am Studentenaufkommen der acht israelischen Unis liegt ziemlich konstant bei ca. 20% und damit etwas höher als der Bevölkerungsanteil. So schlecht kann das israelische Bildungssystem eigenlich nicht sein. Ach so, an jüdischen Schulen wird arabisch als Zweitsprache angeboten, an arabischen Schulen nicht. Komisch. Wenn man wirklich ein großes "Dorf" kennenlernen möchte, in dem jüdische und arabische Menschen gut miteinander leben, erheblich länger als es Israel gibt, dann sollte man mal nach Haifa fahren. Die arabische Gemeinde weigerte sich 2006 standhaft, der Aufforderung Nasrallahs zu folgen die Stadt zu verlassen, weil ja "die Katjuschas der Hisbollah nicht zwischen Juden und Arabern unterscheiden könnten" (Déjà-vu!). Den möglichen Grund für das entspannte Miteinander benannte der Bürgermeister von Haifa so: "Weder Moses, noch Jesus oder Mohammed haben ihren Fuss jemals in diese Stadt gesetzt. Kein Grund zur Sorge, wie Kishon sagen würde.
Freitag, 25. April 2008 um 01:56 >> antworten
Freitag, 25. April 2008 um 17:26 >> antworten
Samstag, 26. April 2008 um 10:35 >> antworten
Sonntag, 27. April 2008 um 13:41 >> antworten
Samstag, 26. April 2008 um 19:09 >> antworten
Sonntag, 27. April 2008 um 13:48 >> antworten
Wenn A. Bundy schreibt, die gemeinsamen Schulen stünden nur in Israel, nicht aber in den besetzten Gebieten, so werden indirekt die im Nahen Osten lebenden Juden als aufgeschlossen und die Araber als ignorant und hasserfüllt dargestellt. Ich würde gerne wissen, wie sich A. Bundy in der Westbank eine gemischte Schule vorstellen würde. Die jüdischen Siedlungen isolieren sich ja völlig von den umliegenden palästinensischen Dörfern. Araber haben, sofern sie nicht dort arbeiten (idR. nicht als Lehrer!), keinen Zutritt zu diesen Stacheldraht gesicherten Siedlungen. (Als wir auf einer Studienreise die Siedlung Efrat zwischen Bethlehem und Hebron besucht haben, wurde uns der Zutritt verweigert, weil der Fahrer unseres Busses ein israelischer Araber war. Die für die Öffentlichkeitsarbeit zuständige Siedlerin traf sich dann mit uns vor den Toren der Siedlung.) Ausserdem würden die Siedler es wahrscheinlich aus Sicherheitsgründen nie zulassen, ihre Kinder ausserhalb der Siedlungen zur Schule zu schicken. Kurzum: Ein Interesse an gemeinsamen Schulen in den besetzten Gebieten ist mit Bestimmtheit auf beiden Seiten nicht vorhanden, sie scheitert sicher nicht einzig an arabischer Ignoranz.
Die arabisch-jüdischen Schulen in Israel sind sicher ein gute Sache, allerdings schicken die Eltern ihre Kinder freiwillig in eine solche Schule. In diesem Sinne werden dort auch nur die Aufgeklärten aufgeklärt. Dennoch profitieren natürlich die Kinder davon und lernen vielleicht auch einen Teil der anderen Wahrheit kennen.
Sonntag, 27. April 2008 um 21:02 >> antworten