The Grand old Man
Es gibt sie. Noch. Er ist einer davon. Einer der Letzten.
Von 1958 bis 1990 berichtet er aus Beirut, Nikosia und Madrid für die Neue Zürcher Zeitung NZZ. Längst pensioniert also und doch so präsent in den Köpfen wie kaum ein anderer der Nahost - Korrespondenten: Das legendäre Kürzel A.H. prägte ganze Generationen von Nahost- Interessierten und - Berichterstattern – was wahrlich nicht gegen die Qualitätsarbeit von jbi., vk., ber. oder etwa Her. spricht, aber eben auch für A.H.
Arnold Hottinger spricht im Rahmen der Muscat - Runde. Eine feine Sache, diese Runde – und schampar lehrreich, auch für unsereins. Die Kolleginnen und Kollegen haben wirklich einiges zu sagen. Und damit auch jene, die sich nicht ins Flugzeug setzen konnten, zumindest was Kurzes davon haben, hier ein paar A.H. - Sätze aus Muscat:
Der Druck auf die islamische Welt begann mit dem napoleonischen Einmarsch in Ägypten 1798 – seither befindet sich die islamische Welt in einem konstanten Widerspruch zwischen Reformwilligen und Bewahrern.
Die heutige islamische Gesellschaft ist nicht eine homogene Gesellschaft, sondern vielmehr geprägt von sich überlagernden Schichten. Das heisst, westliche Einflüsse überlagern sich auch in der islamischen Welt – äben als Reaktion auf die westliche kolonialistische Einmischung in die islamische Welt.
Es gilt zu unterscheiden zwischen dem Islam als einer Religion und dem Islam als einer Ideologie. Wer auf Reformen mit dem reinen Islam reagiert, die Schrift wortwörtlich nehmen will, der versucht sich mit einer Ideologie, also einer von Menschen gemachten Idee, die zum Heil führen soll (Heil Hitler, zum Beispiel). Religion hingegen ist eine Beziehung zwischen Mensch und Gott – ein fundamentaler Unterschied. Solange wir aber diese Unterscheidung zwischen Ideologie und Religion nicht akzeptieren, wird der Westen immer falsch reagieren.
Hottinger differenziert, erklärt und analysiert. Keine leichte Sache in Zeiten, in denen die auflagenstärksten Zeitungen mit Schlagzeilen wie „Ghadaffi erklärt der Schweiz den Djihad“ aufwarten. Hottinger ist ein überaus harscher Kritiker der arabischen Regimes, der islamistischen Ideologen. Keine leichte Sache in Zeiten, in denen die Denkmuster in vielen Redaktionsstuben geprägt sind durch Produktionsdruck und Einschaltquoten.
Und Hottinger hört zu, interessiert sich gar für die Arbeits- Realität eines in Israel stationierten Jung- Kollegen, nennt die Dinge beim Namen. -- Der Mann ist definitiv ein Auslaufmodell.
Irgendwann ist auch für ihn genug, in Muscat. Da sitzt er dann, abseits vom Rummel. Auf einer Düne, mitten in der Wüste von Oman und tankt auf. Der Grand old man des Nahost- Journalismus.
Die Menschenrechts-Organisatio n Huma [...]