Vom Preis eines toten Kamermanns

Er wurde wieder mal publiziert, der jährliche Todeskalender. 109 Journalisten und Medien-Vertreter stehen drin, alle im letzten Jahr von Soldaten, Polizisten, Guerilleros oder Gangstern getötet. 109 Journalisten, Kameraleute, Producer, Ton- und sonstige Techniker. 109 Schicksale, fein säuberlich .
Schauen Sie sich den Report an: All‘ die Kollegen haben einen Namen, ein Gesicht. 109 tote Medien-Vertreter.
Und weil wir uns ja hier vor allem mit dem Nahen Osten beschäftigen, ein paar Sätze aus dem Todes-Report der Journalisten-Vereinigung:
„The Middle East continues to provide the most brutal evidence of how media are victims of conflict, even though the region saw a substantial reduction of jounralists and media workers killed in 2008. The fall in numbers resulted from a changing situation in Iraq where media have suffered heavily in the years since the American-led invasion of 2003. However, the region is still dangerous for journalists and the outbreak of hostilities in Gaza claimed lives of four journalists in the first days of 2009.“

Fadel Shana steht auch drin, im Kalender des Todes. Fadel, der Reuters-Kameramann aus Gaza. Er starb am 16. April 2008, getroffen von einem israelischen Panzergeschoss. Fadel Shana ist ein Militanter gewesen, der mitten in den Vorbereitungen war, einen Panzer zu attackieren - zu diesem Schluss kommt zumindest die israelische Armee in ihrer internen Untersuchung, weshalb mit einem Panzergeschoss auf den 23jährigen gefeuert worden ist. Sogenannte Flechet-Geschosse haben sich durch seine kugelsichere Schutzweste gebohrt, seine Kamera in Stücke gerissen. Diese hässliche, völkerrechtswidrige Waffe – einzig für die israelische Armee liegt kein Problem mit dem Völkerrecht vor - verschiesst Tausende Metallpfeile, ist treffunsicher und deshalb von verheerender Wirkung. Selber schuld, der Fadel, befand die Armee, er war aus Sicht der Panzerbesatzung kurz vor einem Anschlag auf einen Panzer. Und weil das so ist, gibt es auch keine Verantwortlichen für .
Kein Wort des Bedauerns, kein Wort der Entschuldigung. Nichts.
Lohnt sich einfach nicht, als palästinensischer Kameramann zu sterben.

Das sieht etwas anders aus, wenn du ein britischer Kamermann bist. James Miller hat‘s im Mai 2003 im Gaza-Streifen erwischt: Ein gezielt abgegebener Schuss in den Nacken – und James Miller‘s zwei Kinder hatten keinen Vater, seine Frau keinen Mann mehr. Der damals 34jährige Kameramann war von einem israelischen Soldaten in Rafah im Süden des Gaza-Streifens erschossen worden. Zwar schloss die israelische Militärpolizei ihre Untersuchung mit dem Ergebnis ab, der für den tödlichen Schuss verantwortliche Soldat werde nicht angeklagt – die britische Justiz sah das ziemlich anders: Der Pancras Coroner’s Clourt in London kam zum Schluss, dass es sich um „Mord“ handle.
Und so kam es Anfang Februar zu einer Einigung zwischen den israelischen Behörden und der Familie des erschossenen James Miller: 1.5 Millionen Euro an Entschädigung geht an die Familie des toten Briten.
Soviel ist der Tot wert – wenn du James Miller und nicht Fadel Shani geheissen hast.
Samstag, 7. Februar 2009 um 01:36 >> antworten
Samstag, 7. Februar 2009 um 22:06 >> antworten
sie sind den sinnlosen tod gestorben,weil wir an den bildschirmen immer live,ganz nah dabei sein wollen. reicht es uns nicht zu wissen,dass es krieg gibt? warum müssen wir noch die bomben einschlagen sehen????
Sonntag, 8. Februar 2009 um 21:10 >> antworten
ledigilich ein paar wenige der Kolleginnen und Kollegen wurden getötet, weil sie für Sie "zu nahe" drann waren: die überwiegende Zahl wurde von Soldaten, Polizisten, bezahlten Killern oder Guerilleros getötet, teils mutwillig. Auch wenn es leider Hasardeure in unserem Beruf gibt: nur die wenigsten der Toten sind aufgrund fehlender Vorsicht gestorben! Sie wurden vielmehr als lästige Zeugen liquidiert
Sonntag, 8. Februar 2009 um 22:05 >> antworten
Sonntag, 8. Februar 2009 um 22:26 >> antworten