Oh, es weihnachtet sehr
Collage: pixelmixer
Es steht geschrieben, dass die Familie aus Nazareth in Bethlehem anzutraben hatte - Volkszählung. Ein paar Dinge haben sich über die Jahrhunderte offenbar nicht verändert im Verhältnis zwischen Herrschern und Beherrschten. Bloss steht nicht geschrieben, ob die Familie heute überhaupt nach Bethlehem gelangen würde - 7.5 Meter hohe Betonmauern gab's vor 2000 Jahren noch nicht.
So, das wär's für dieses Jahr. Noch das hier, das auch, und auch noch das jährliche Mitarbeiter-Gespräch . Und dann schauen wir weiter. Bin guter Dinge, dass es hier auch 2010 weitergehen wird.
Ach, falls der Rummel das einzige ist, dass Ihnen zu Weihnachten in den Sinn kommt: Denken Sie doch am 27. Dezember dran - an den israelischen Gaza - Krieg, der am 27.Dezember 2008 begonnen hat. 1.400 Tote, 5.000 Verletzte, 16.000 zerstörte Häuser.
Frohe Weihnachten.
Der Lichter - Song
Möge jedem sein Licht aufgehen
Bombiges vom Mossad
Okay, das Spionage- Handwerk will gelernt werden.
Wo geht das besser als im Tel Aviver Hafen, na dort, wo sich Kinder, Touristen und Familien tummeln. Und so kommt es, dass ein Lehrling des sagenumwobenen israelischen Auslandsgeheimdienstes Mossad jüngst in ebendiesem Tel Aviver Hafen eine gefakte Bombe zu platzieren hatte. Na ja, offensichtlich gehört das zum Handwerk der israelischen Auslandsaufklärung.
Nun kommt es, dass der Mossad niemanden über seine Aktivitäten und Trainings informiert, auch die israelische Polizei nicht. Dumm freilich, dass der Trainee von einer aufmerksamen Passantin beobachtet wird, wie er seine Bombenattrappe unter ein Auto legte. Innert 15 Minuten wird der Tel Aviver Hafen evakuiert – und der Junior- Spion von der israelischen Polizei verhaftet. Zu einer Gegenüberstellung mit der Passantin und dem Mossad – Jüngling ist es freilich nicht gekommen – die Identität des Anfängers wussten die Spione denn doch im Dunkeln zu behalten.
Zum vielfachen Bedauern werden wir auch nie erfahren, wie das De- Briefing zwischen Junior – und Senior – Spionen ausgefallen ist.
Wie liess das peinlich berührte Büro des Premierministers verlauten: Man lasse sich „nicht verlauten zu Informationen über solche Aktivitäten von Sicherheits-Agenturen oder die ihnen zugeordnet werden.“
Muss doch öfter an den Strand im Tel Aviver Hafen.
Israels Alltag
Haben Sie kurz Zeit? Genauer gesagt, 2:59 Minuten, um sich den Alltag Israels anzusehen?
Na, danach würde mich echt interessieren: Haben Sie das gewusst, was der New Israel Fund hier zusammen gestellt hat?
Dezentes Weihnachts- Gschänkli
Schon alle Geschenke parat für den Gaben- Abend?
Nein? Na, dann hat's hier was für Sie und Ihn.
Aus den Teilen der von Extremisten aus dem Gaza - Streifen auf die Gegend um das südisraelische Städtchen Sderot abgefeuerten Qassam - Raketen werden Friedenstauben gebastelt. Diese Tauben können Sie jetzt kaufen, für 1.000 US-Dollar.
Die bemerkenswerte Aktion wird übrigens von der Jerusalem Post mitgetragen.
Checkpoint - Watch
Vergangenen Samstag, am Checkpoint auf dem Weg vom besetzten Westjordanland zurück nach Tel Aviv. Rund eine halbe Stunde ausserhalb Tel Avivs, Richtung des Siedlungsblocks um Ariel, steht der Terminal, der wie so viele andere Checkpoints mittlerweile von privaten Firmen betrieben wird.
Die offizielle israelische Presse-Akkreditierung beim Büro des Premierministers – interessiert den Privatsöldner nicht. “Mase?” – was ist das? Russisch sprechend erkundigt sich der Gute dann bei seinen Vorgesetzten, was er denn nun tun solle mit den beiden Journalisten im Auto; sehr zum Ärger meines israelischen Kollegen Avni. Denn der Söldner spricht doch im Ernst davon, wir würden hier eine Grenze nach Israel überschreiten, weshalb er uns zu checken habe. Besetztes Westjordanland und Israel kennen eine offizielle Grenze? Hm...
Mein Schweizer Pass gefällt dann dem ebenfalls russisch parlierenden Chef-Söldner gar nicht. Zu viele israelische Ein- und Ausreisestempel, meint er. Nun, das kann man durchaus so sehen...
Ein heftiges Wort-Gefecht – das Wort wird hier durchaus berechtigterweise verwendet – und einen Metalldetektor-Check später dürfen wir dann nach Israel einfahren. Welcome to Israel, dem von privaten Sicherheitsleuten bewachten Land.
Outsourcing der Besatzung, nennt sich das. Mit dem Effekt, dass die israelische Armee nicht mehr sichtbar ist an den Checkpoints. Mit dem Effekt, dass sich kaum mehr jemand verantwortlich zeigt, und allfällige Beschwerden weitgehend ins Leere laufen. Mit dem Effekt, die Besatzung aus dem Auge zu haben – aber beileibe nicht aus dem Sinn. Ein Narr, wer an Blackwater denkt; ein Naivling, wer sich ein anderes vorstellt.
Montag spätnachmittags. Erez- Crossing, der Terminal zwischen dem abgeriegelten Gaza – Streifen und Israel. Hier wird Ein- und Ausreisenden der Pass gestempelt, als ob es sich um offizielle Grenzen handeln würde. Vor mir steht ein junges Ehepaar aus Gaza mit ihren beiden vielleicht zweieinhalb und vierjährigen Söhnen, Amer und Mohammed. Die beiden Kids geben bloss ein paar unverständliche Laute von sich. Wegen eben dieser schweren Sprachstörungen dürfen sie ins Hadassa- Krankenhaus nach Israel zu einer medizinischen Abklärung. So etwas kann im Gaza - Streifen nicht überprüft werden.
Morgens um sieben Uhr ist die Familie am Checkpoint gestanden. Die privaten Betreiber des Erez – Terminals verweigern der Familie bis zum Nachmittag die Einreise. Dann müssen der zwei- und vierjährige Amer und Mohammed wie im Käfig eingesperrt alleine in einer Röntgen-Röhre stehen, damit die Maschine sie auf Sprengstoff untersuchen kann. Bloss: Wie erklären sie einem zweijährigen, dass er auf zwei markierten Punkten still stehen, und gleichzeitig die Arme in die Höhe halten soll? Für einen Erwachsenen etwas Demütigendes, für ein Kind schlicht unverständlich.
Immer und immer wieder versuchen, Papa, Mamma und der Journalist, die weinenden, in Panik geratenen Kids zu beruhigen – nichts. Amer und Mohammad haben durch den Sprengstoff- Scanner zu gehen, krächst die Stimme eines privaten Söldners durch einen Lautsprecher.
Die Zeit drängt: Die Familie hat eine zeitlich beschränkte Reiserlaubnis für den Krankenhaus-Besuch in Israel. Abends um sieben müssen sie wieder am Checkpoint sein.
Sie werden’s nicht schaffen. Die privaten Betreiber des Erez – Checkpoints haben die Familie zu lange warten lassen. Ohne ersichtlichen Grund, ohne Begründung.
Vielleicht werden Amer und Mohammed eine nächste Chance auf eine medizinische Abklärung kriegen. Vielleicht auch nicht.
Von der Ästhetik der Gewalt
Der Krieg hat was Sinnliches. Drum gehen Journalisten hin - sagen einige.
Der Krieg hat was Befruchtendes. Drum schreiben viele drüber –
Verarbeitungsstrategien.
Der Krieg ist ein Geschäft. Drum gehorchen Konflikte selten rationalen Regeln – könnte man Zynismus nennen.
Der Krieg stimuliert. Drum gibt’s auch Kriegsmode und – Schmuck – .
Und Sie: beglücken Sie Ihr Kind mit Tarnhosen, empfinden einen Schal, okay ein Kopftuch, eher als Taliban-Look? Sehen sich nachts, eher heimlich, den einen oder anderen Kriegsknaller im Spätprogramm an?
Oder ist das jetzt was ganz anderes?
Die Menschenrechts-Organisatio n Huma [...]