Bye, Pope

Acht Tage war der Medientross auf seinen Fersen. Die in Israel stationierten rund 800 ausländischen Journalisten, halb so viele sind zusätzlich angereist, nicht zu vergessen die einheimische Medienkavallerie.
Da wären zunächst die Vaticanisti zu berücksichtigen. Fragen Sie sie, dann sind sie die Champions League des Journalismus. Wie heisst das Flugzeug, mit dem der Papst fliegt – sie wissen’s. Wie heisst der Schuhmacher des Papstes, - sie wissen’s. Warum hat der Pontifex mit dem Augenlid gezuckt – sie meinen’s zu wissen. Unserseits arbeitete ja auch ein paar Jährchen in bella Roma, kennt also viele der Kenner – sie erkennen mich natürlich nicht mehr. Ein nüchternes „A ciao, come va?“ gibt’s dann doch noch von einem Römer Kollegen, pardon Ex-Kollegen.
Besonders erwähnenswert ist auf dieser Papst-Reise das bayrische Fernsehen, der BR. Zu den Papst-Reisen richtete der Sender auch einen Blog ein, einen Journalisten-Blog. Den solltens ena eigentlich ned entgehn lassn: Beschreibt zum Beispiel ein Kollege aus Bayern während der Papst-Reise nach Afrika einen Anruf eines Kollegen: „Allerdings bekomme ich mit, dass er nur einen Teil seiner Kameratechnik zur Verfügung hat, das meiste der Ausrüstung hänge noch beim angolanischen Zoll. Mike wird das aber sicher schaukeln, auch er hat genügend Auslandserfahrung.“ – Aha.
Ja, ja, der bayrische Rundfunk: Da der Papst bekanntlich ein Bayer ist, der BR sowohl für das Fernseh-Studio Rom und das Studio im Vatikan drinnen zuständig ist gleich auch noch für das ARD-Studio in Tel Aviv verantwortlich zeichnet, nimmt der BR das „Wir sind Papst “ durchaus wörtlich: Zusätzlich zu den rund 30 im Studio Tel Aviv engagierten Leuten werden weitere 50 BR-Leute eingeflogen, aus Rom und München – macht dann zuammen einen bayrischen Papst und 80 oder so Journalisten, Techniker, Producer, Kameraleute, Fahrer (sorry, falls ich wen vergessen habe). Untergebracht wird die stolze ARD-Truppe Teils an feinster Adresse am Platz, chez „the leading Hotels of the world.“
Aus Rom fliegt übrigens auch Pater Gemmingen auf ARD - Kosten ein. Pater Gemmingen, die deutsche Stimme bei Radio Vatikan, respektive der Chefredakteur des deutschen Kanals – praktisch, solch‘ ein Kommentator, keine Frage. Schauen Sie sich mal Gemmingens Homepage an, und Sie werden verstehen, wie Kirche und Medien heute funktionieren.
Hm, wie soll unsereins nun beschreiben, wie das Schweizer Fernsehen denselben Anlass abgedeckt hat? Okay, nur soviel: es war nicht „the leading Hotels of the world.“ Für einen Ein-Personen-Betrieb reicht ein Hotel, dass auf der Rechnung Swaziland als mein Heimatland vermerkt – war ich was neidisch auf die BR-Kollegen, die sicher Bavaria auf der Hotel-Rechnung stehen hatten!
Ansonsten gab’s gar manche Einladung rund um den Papst-Besuch, ganz im Gegensatz zu normalen, weit weniger gesprächsbereiten Zeiten. Besonders hervorzuheben sei die Empfehlung aus dem Hause The Israel Project: Gespräche mit christlichen Terroropfern, wollte die Propaganda-Organisation vermitteln. Keine Ahnung, ob irgendein Journalist auf sowas eingestiegen ist – auszuschliessen ist's freilich nicht.
Nett fand ich auch den kurzzeitigen Berufswechsel des Sprechers der deutschen Bischofs-Konferenz: Matthias Kopp ist einer der gesegneteren und effizientesten Mischler unter dem Himmel des Herrn: Tickets für Papst-Audienzen, der Kopp hat se. Den Vorsitzenden der deutschen Bischofskonferenz nach Yad Vaschem lotsen – der Kopp macht’s. Kopp, das ist einer, der schon mal einem etwas verdutzten Fotografen die Kamera aus der Hand nimmt, um seinen Erz-Bischof Zollitsch – den Vorsitzenden der Deutschen Bischofs-Konferenz - neben dem Papst stehend, ins Bild zu rücken.
Zur israelischen Medienmaschinerie nur soviel: Nachdem sich Benedikt XVI. im Holocaust-Memorial Yad Vashem nicht persönlich erklärend, sondern päpstlich tief betroffen über den Holocaust zeigt, heulen die hiesigen Medien kurz auf - und verbannen die Papstreise, zum Beispiel vorbei an der israelischen Sicherheitsmauer nach Bethlehem, auf die hinteren Seiten ihrer Blätter. Oder kippen die Reise gleich ganz aus den TV-Nachrichten. -- Und willst du dich nicht entschuldigen, so...
So denn. Bye, Pope.
Sonntag, 17. Mai 2009 um 13:01 >> antworten