Besuch gab's, von M&N. Zwei flotte Frauen, je ein Arabistik - Studium im Sack, stehen jetzt am Anfang ihres Berufslebens. Die beiden möchten sich gerne mal die Realität ansehen, sind deshalb per couch- surfing nach Tel Aviv gereist. Israel verstehen, deshalb würden sie gerne parlieren; ganz offensichtlich ist die Sicht der M&N- Gastgeber nicht ganz so abgerundet, wie sich das die beiden Ladies erhofft haben. Okay, setzen wir uns also an den Strand - das tun Korrespondenten ja gerne und häufig, heisst's - wir, die drei Interessierten.

 

Israel verstehen - ein hochgegriffenes Ziel. Deshalb zwei Vorschläge: Reisen und Lesen. 

 

 

Casanova, José:

 

Europas Angst vor der Religion. Berliner Reden zur Religionspolitik, Berlin University Press, 2009

 

 

 

 

        

Cofman Wittes, Tamara:

 

How Israelis and Palestinians Negotiate. United States Institute of Peace Press, 2005

 

 

 

 

 

 

 

Gregory, Derek/ Pred, Allan:

 

Violent Geographies; Fear, Terror and Political Violence. Routledge, 2007

 

   

 

 

 

Kimmerling, Baruch:

 

 

The Invention and Decline of Israeliness; State, Society and the Military. University of California Press, 2001

 

 

 

Miller, Aaron David:

 

 

The much too promised Land. Bantam, 2008

  

 

 

Ram, Haggai:

 

Iranophobia; The Logic of an Israeli Obsession. Stanford University Press, 2009

   

 

 

Ram, Uri:

 

The Globalization of Israel; McWorld in Tel Aviv, Jihad in Jerusalem. Routledge, 2008

 

 

 

 

Cypel, Sylvain:

 

 

Walled: Israeli Society at an Impasse. The Other Press, 2006

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Schweiz ist Depositärstaat der sogenannten Genfer Konventionen, also dem Basis - Regelwerk des internationalen Humanitären Völkerrechts. Und weil das so ist, lancierte die Eidgenossenschaft eine Sensibilisierungskampagne:

 

 

Der Spot ist primär für das in der Schweiz lebende und arbeitende Publikum gedacht. Auch hierzulande steht's ja um das Wissen um das humanitäre Völkerrecht nicht immer zum Besten; und nur wenige kümmern sich - wie Blogger- Kollege Titus von der Augenreiberei - drum. Andernorts steht's noch weit trümmliger um die einzelnen Regelwerke, zum Beispiel um die Anti - Folterkonvention wie Kollege vk von der NZZ zeigt.

 

 

Männlein und Weiblein unterscheiden sich - wie überall auf der Welt - in Israel in ein paar grundlegenden Dingen. Zum Beispiel, wenn's um Fussball geht. Und so hat sich die israelische Biermarke Goldstar der Sache angenommen -- Lechaim, Jungs und Mädels

 

 

 

 

 

 

 

Waren das noch Zeiten. Ein 28jähriger tritt in der Talk - Show "The Advocate" im US- Fernsehen auf, hat klare Positionen zu den Palästinensern und spricht von Jordanien als dem Palästinenser- Staat. Der Jüngling heisst Ben Nitay, ist israelisch - amerikanischer Doppelbürger. Und falls Sie meinen, dieses Gesicht wiederzuerkennen, dann, ja dann täuschen Sie sich nicht:

 

 

 

Gell, das ist der Benyamin Netanyahu, der soeben bei Barak Obama vorsprach. Einige änderen ihren Namen, ihre Rhetorik, aber nicht zwingend oder gar grundlegend ihr Gedankengut. Dass der heutige Bibi von seinen Anhängern dennoch an den damaligen Ben erinnert wurde, und sie deshalb diese Nettigkeit ins Netz gestellt haben, zeigt, dass die Zeit nicht still steht; sicher nicht mit Blick auf die Politiker. Aufbereitet wurde das Video übrigens von Kollege Amir Oren.

 

 

 

 

 

Ach', was werden die Medien analysiert, der Untergang der Presse verkündet, der dann doch (noch) nicht eingetroffen ist. Und Kommunikationswissenschaften werden gelehrt, mit mehr oder minder profundem Bezug zur Medienrealität. Als ob es nicht tagtäglichen Anschauungs- Unterricht in schlechtem Journalismus im In- und Ausland genug gäbe, der eine warnende Aufbereitung bitterst nötig machen würde. Mitschreiben freilich beim abendländischen Hau- die- Auslandsjournalisten mag auch die eine oder andere professorale Feder, wie auch hier schon berichtet worden ist: Miriam Meckel, an Alpen - Harvard Direktorin des Instituts für Medien- und Kommunikationsmanagement, mochte sich bekanntlich mit dem Niedergang des Auslandsjournalismus befassen, ohne freilich auch nur den Ansatz eines vorausblickenden Konzepts anzubieten; auf die nicht sonderlich originelle Auslegeordnung folgt irgendwie nichts. Und ein paar ins Netz hängen, lässt das ganze nicht wirklich profunder erscheinen.

 

Und so kam, was kommen musste. Frau Professor ist im Alter von 42 Jahren einem Burnout erlegen -- was sich in ihrem Fall in Form eines Buches mit dem überaus griffigen Titel "Brief an mein Leben - Erfahrungen mit einem Burnout" äussert.

 

Okay, die Print- Ausgabe des Spiegel braucht ein paar Tage, bis sie den Weg nach Tel Aviv findet. Aber in der Regel lohnt sich die Lektüre auch am Mittwoch noch - mit Sicherheit der Briefe zum jüngsten professoralen Werk. Und so wollen wir den Leserbriefschreibern das Wort überlassen:

 

"Die arme Frau, was die alles durchmachen musste - und jetz auch noch profitabel darüber berichten zu müssen! Wie hat die das bloss geschafft, sich die viele Arbeit aufzuladen und noch Frau Will obendrein? Ein Glück, dass da zufällig ein Burnout vorbeikam und sich ihrer angenommen hat."    Gezeichnet: Dr. Jens Weber

 

"Eine Marketingaktion für ein eitles Buch, das selbst wiederum nichts anderes darstellt als die Fortschreibung des Präsenz- Managements einer medienverliebten Person, die mit ihrer Publicity ganz gut verdient - an ebenden Vorträgen, über die sie dann so medienwirksam klagt. Schon ihr Büchlein über die 'Unerreichbarkeit' war ja im Grunde das Gegenteil von dem, was es aussagte: die Bekundung der eigenen öffentlichen Bedeutung."    Gezeichnet: Prof. Dr. Holger Rust

 

Es wird Zeit, sich wirklich mit dem Auslands- Journalismus zu befassen.

 

 

 

 

Der Verkehrsminister kuscht, ein Entscheid des obersten Gerichts wird ignoniert, praktisch alle schweigen, oder schauen beschämt weg. In Jerusalem haben Frauen in verschiedenen Bussen der öffentlichen Verkehsbetriebe nicht nur hinten einzusteigen, sondern auch hinten Platz zu nehmen. Damit die ultra-orthodoxen Herren ungestört vorne sitzen können. Kollegin Mertens - nicht unbedingt das, was man eine Israel - basherin nennen könnte -  von der NZZ am Sonntag hat sich des Themas angenommen. 

 

Und sagen Sie jetzt nicht, dass erinnere ja an Teheran, gell.

 

 

Waren deutliche Worte, die am Freitag in Moskau zu hören waren. Ein überlebensfähiger palästinensischer Staat müsse her, und zwar innert zweier Jahre. Und der Siedlungsbau habe aufzuhören. Dass die Worte des Nahost- Quartetts, geäussert zu Moskva am Freitag dem 19.

 

Soweit die Worte zum Wochenende.

 

Und nun zu den Fakten vor Ort.

 

Bereits die Reaktion des israelischen Aussenministers, Avigdor Lieberman, hat's im Westen kaum mehr in die Mainstream - Medien geschafft. Okay, Lieberman ist kein Kind der Zurückhaltung, und der Herr spricht auch nicht für Israel, sondern für eine noch als Minderheit zu bezeichnende israelische Rechtsaussen- Strömung. Aber dennoch, der Mann ist Israels amtierender Aussenminister, Mitglied des Sicherheitskabinetts. Deshalb gilt es hinzuhören, wenn Lieberman parliert: Die Forderungen des Quartetts würden einen Frieden verunmöglichen. Und, so der Aussenminister, der Frieden könne nicht mit einem illusorischen Fahrplan aufgezwungen werden.

 

Alleine Liebermans Worte mögen zeigen, wie es um das politische Klima in Israel steht.

 

 

So werfen wir weiter einen kurzen Blick auf den Osten Jerusalems, jenen Teil der umstrittenen Stadt, den Israel völkerrechtswidrig annektiert und seit Jahrzehnten per Baurecht und Raumplanung, per Häuserräumungen, per Zivilstandsrecht systematisch zu integrieren versucht. Das ist übrigens nicht journalists talk, das sagt Benyamin Netanyahu. Am Sonntag vormittag tönt das dann so: "As far as we are concerned, building in Jerusalem is the same as building in Tel Aviv,". Und das mit dem munter drauf los bauen, und sich um amerikanischen Druck foutieren, das ist auch gut so, sagt mittlerweile eine Mehrheit der Israeli (falls Sie Meinungsumfragen Glauben schenken).

 

"Seit 1967 lautet die Strategie: palästinensisches Gebiet zu Jerusalem schlagen, die Stadtentwicklung zu gewährleisten, Jerusalem von der West Bank zu trennen und die Stadtgrenzen hinter die Hügel zu verlegen, welche die Stadt umgeben. Das effektive Ziel ist es, eine künftige Trennung Jerusalems zu verunmöglichen." Das die Worte von Shaul Arieli vom Council for Peace and Security, einer Vereinigung ehemaliger hochrangiger israelischer Armee- Offiziere und Geheimdienstler; Arieli diente als Oberst in der israelischen Armee.

 

In Sheik Jarrah in Ost- Jerusalem wurden mehrere arabische Familien per Gerichtsbeschluss aus ihren Häusern entfernt, da die Besitzverhältnisse aus der Zeit vor der Staatsgründung Israels unklar seien. Soweit, so speziell der Rechtshändel. Eingezogen sind derweil fanatische jüdische Siedler -- Radikale, die es mit dem Zusammenleben nicht sehr ernst meinen. Schauen Sie sich diesen Video - Clip an, den die Kollegen von Ynet gedreht haben. -- Falls Sie sich nicht erinnern sollten: Der hier bejubelte Baruch Goldstein brachte in Hebron 29 Palästinenser um. Ein Terrorist, besungen und bewundert.

 

Soweit zum Denken und Handeln eines Teils der israelischen Gesellschaft und Politik.

 

Vor diesem Hintergrund wird am Sonntag der Nahost- Beauftragte der USA eintrudeln, sich für indirekte Gespräche der Konflitkparteien einsetzen; knapp 17 Jahre nach den Oslo - Verhandlungen wird's halt bereits von einigen als Erfolg gewertet, wenn indirekt miteinander gesprochen wird. Und dann am Dienstag dürften die Herren Obama und Netanyahu in Washington kurz zusammentreffen, nicht unbedingt im engsten Sinne des Wortes, aber immerhin: Vor laufenden TV - Kameras werden sich die beiden voraussichtlich mit tiefernstem Blick noch tiefer in die Augen blicken und was von ihrem "commitment to peace" parlieren. Und die Mainstream - Medien werden versucht sein, von einer neuen Dynamik im Nahen Osten zu rapportieren.

 

Wenn doch bloss das mit den Facts on the ground nicht wäre.

 

 

Die jüngste israelische PR- omotion kommt ja nicht unbedingt überall gleich gut an, gell. Aber es geht schon auch anders - und zwar mindestens so zur Sache: