Siebter Tag der israelischen Krieges gegen den Gaza-Streifen. Sieben Nächte und Tage lang Luft- und Seeangriffe auf einen der dichtest besiedelten Orte der Welt. 426 tote Palästinenser, 2 000 Verletzte, vier tote Israeli und dutzende Schockierte in Spitälern. Das der Stand der Todesliste Freitag Mittag, Tendenz asymetrisch rasch steigend.
Auch die Horde der Kriegsreporter ist eingeflogen; Schmeissfliegen, auf der Suche nach „some good pictures.“ Ein Amerikaner fragt mich, wo denn die Toten seien – wir stehen ein paar Meter neben israelischen Panzern an der Grenze zum Gaza-Streifen. „Funny stuff“, meint ein Fotograf und schaut den Appaché-Helikoptern nach, die über Gaza kreisen, auf ihre nächsten Ziele wartend. Wie im Film, bloss echt.
Ein amerikanischer Journalist, offensichtlich noch nicht so richtig mit den Begebenheiten eines Krieges vertraut, hat sich einen bewaffneten Leibwächter mitgebracht. Dass just dann ein Alarm losgeht – theoretisch bleiben dir dann 15 Sekunden, um in einen Bunker zu rennen – als der Gorilla seine Jacke auszieht und seine sieben Telephone und Ohrstöpsel ordnet, beunruhigt den Ami so sehr, dass er sich laut schreiend kurzerhand unter ein Auto verkriechen will, das direkt neben einem Bunker steht... Immer noch lautstark protestierend, wird der Gute dann erst mal in irgend ein Hotel gekarrt, damit er sich neu anziehen kann; journalism at his best.
Kurz vor einer Live-Schaltung muss es allerdings auch bei mir schnell gehen: runter in den Dreck – und zwar ohne lange zu überlegen. Es kracht laut, ich finde mich wieder neben dem Kollegen von Al Jazeera liegend, es kracht noch einmal. Glück gehabt. Wir schauen uns an, stehen auf und erzählen unseren „lieben Zuschauerinnen und Zuschauern“ was von einem abgelehnten Waffenstillstands-Angebot. Als ob nichts geschehen wäre.
Radio DRS3 ruft an, will ein Interview „von der Front“, da ich am vorabend während einer Live-Schaltung zusammengezuckt sei, offenbar war Bombenlärm zu hören. Just während des Interviews fliegt wieder eine Qassam über unsere Köpfe: „Herr Marty, was sehen Sie gerade, beschreiben Sie’s.“
Israels oberstes Gericht zwingt die israelische Regierung, endlich die Grenzen zum Gaza-Streifen für Journalisten zu öffnen. Die Regierung der Herren Olmert, Barak und Dame Livni sehen das ganz anders: Trotz Richterspruch sind ausländische Journalisten immer noch aus dem Gaza-Streifen ausgesperrt – „berichtet lieber über die armen Kinder in den Bunkern im Süden Israels“, meint der Chef des israelischen Government Press Office. Das also die offizielle Begründung für die israelische Medienzensur. Eine Zensur, die als nächster Schritt des israelischen Propaganda-Krieges noch zu schreiben geben wird; keine Sorge.
Derweil kommt aus der Redaktion in der fernen Schweiz die dringende Bitte, doch auf ein Halstuch zu verzichten, mache mich irgendwie zum Palästinenser, einer meint gar zum Taliban... – Feedback vom Feinsten.
Ja klar, und Strählen bitteschön auch, schliesslich haben wir Schweizer in internationalen Kriegsgebieten unerschütterlichen Status Quo zu repräsentieren. Als nächstes wird dann die Cervelat serviert.
besten dank andré für diesen beitrag "von der front". es ist eines, einen kühlen kopf zu bewahren. jegliche verbindung zur brutalen realität verlieren ist dann aber etwas anderes. dass taliban gerne halstücher tragen, wusse ich bislang übrigens noch nicht. ich wünsche Dir weiterhin viel mut zur offenheit und gnadenlosen ehrlichkeit. aber vor allem wünsche ich Dir viel glück, auf das immer ein schützender bunker in der nähe sein möge.
langsam. schlimm ist dieser halstuch-hinweis aus zureich ja nicht. wenn andré in wenigen jahren seine mitarbeiter in irgendwo auf der welt von zureich aus begleitet, wird er ganz ähnliche hinweise schicken. wetten?
wichtig aber ist, dass du uns das alles hier erzählst. (und sf.tv dies auch weiterhin zulässt.) es ist wichtig und nötig, dass wir erfahren unter welchen bedingungen informationen uns zukommen.
the contect is the message
darum einmal mehr: d!a!n!k!e! andré. hoffe, du hast deine prinicipessa in sicherheit. herzlich
Ich finde die Halstuch-Rüge vom Schweizer Fernsehen doch relativ schlimm, sprich peinlich! Es zeigt für mich etwas typisch schweizerisches. Nicht was André inhaltlich sagt ist wichtig, hauptsache, unser Mann im Nahen Osten erweckt nicht das Bild, wir Schweizer steckten mit Hamas-Terroristen oder gar mit den Taliban unter dem gleichen Hut. Bei Geri Müller ist es nicht das Halstuch, sondern sein Amt als Präsident der APK und Nationalrat, das scheinbar nicht erlaubt, differenziert über das unverhältnismässige Geschehen im Gaza zu sprechen. Denken darf man das alles schon, aber bitte nicht unsere Schweizer Neutralität beschmutzen damit.
So wertvoll unsere Neurtralität oft sein mag, in diesem Nahost-Drama würden uns Schweizern mutige, differenzierte und deutliche Schritte gut anstehen.
Ja, wir sitzen in der warmen Stube gebannt vor dem Bildschirm und schauen machtlos zu und hören uns machtlos an, was André Marty an der Grenze zu Gaza berichtet. Gefühle der Ohnmacht, Wut und Trauer machen sich breit. Wie nur kann sich eine Regierung erlauben, eine derart massive, unverhältnismässige, unmenschliche Schlacht zu führen gegen Menschen, die (mehrheitlich) einfach nur eines wollen: anständig in Frieden zu leben. Wer Halstücher und andere Belanglosigkeiten bemängelt, hat den Ernst der Lage definitiv nicht erkannt.
Damit es uns nicht allzu wohl wird, sind wir froh über eine Berichterstattung, die sachlich, differenziert und glaubwürdig ist. André Marty hat Format. Danke.
Habt Ihr denn keine Kleidervorschriften für Krisengebiete... ?
Wesentlich dramatischer ist doch das Verhalten der amerikanischen Journalisten. Was vermitteln denn diese ihren Zuschauern, Zuhörern und Lesern für ein verschrobenes Bild wenn sie selber nicht genug Realitätssinn haben und mit Bodyguards anreisen?
Zum Glück gibt es dieses Blog, vielen Dank Herr Marty. Ihr Arbeit machen Sie wirklich grossartig und das Halstuch ist nun wirklich eine Bagatelle. Offenbar hat man in der Schweiz wirklich keine anderen Sorgen...
Die vielen eingereisten Journalisten machen mir allerdings weitaus mehr Kopfschmerzen: Ruft eine Regierung zum Krieg, folgen die Medien und leisten hervorragende Marketingarbeit. Zum Glück sind Sie Herr Marty bereits länger dort und können uns auch aus Ihrer eigenen Erfahrung berichten und Vergleiche herstellen. (siehe Tagesschau von heute Abend.)
Weiter so und viel Glück!
Stell Dir vor es ist Krieg - und der Herr Chefredaktor hat ein Halstuchproblem. Die haben ja wahrlich wichtige Dinge zu lösen in der warmen Redaktionsstube in Zürich-Leutschenbach.
Ich danke Ihnen, Herr Marty, viel lieber für die fundierte Berichterstattung.
Israelische Militärzensur erschwert die Berichterstattung massiv (die Formulierung im 10vor10-Beitrag war vom Feinsten!) und schweizerische Halstuchzensur zeugt von Ignoranz, dem Wesentlichen gegenüber.
Vielen Dank, André Marty, dass Sie auch unter diesen Bedingungen ehrlich, mutig und differenziert berichten. Und danke für diesen Blog, der mir nochmals einen anderen Blick auf das Geschehen in Nahost erlaubt.
Salut André Marty
Stell’ dir vor es ist Krieg – und einer geht hin, und dann muss er an der Grenze stehen und darf nichts sagen weil ihm die IDF es verboten hat! Wie ist das?
Die Wahrheit stirbt immer zuerst, auch im einzigen "demokratischen" Staat in der Region. Was bleibt uns verborgen? Schreiben Sie es, für ihre Zukunft lieber nicht wenn ihnen auch das verboten wurde. Oder umschreiben Sie es? Sie kennen ja "die Worte der Diplomatie"
ich hab grad mal noch das halstuch von der frau zdf kollegin gepostet:
http://henusodeblog.blogspot.com/2009/01/das-halstuch-im-zdf-beweist-es-frstelt.html
lieber andré, tnx, ganz einfach. halstuchträger schwimmen seit jeher gegen den strom . danke für die stets interessante berichterstattung und differenzierte betrachtungsweise. eine notwendige bereicherung. wünsche viel glück, mit oder ohne halstuch.
könnte man die frage stellen, was wohl wäre wenn die USA nicht mehr mit unzähligen milliarden und allen neuesten waffensystemen die israelische armee ausrüsten und unterhalten würde?
Nonkonformist André Marty hat nun einen Schal angezogen, der einem Palituch noch etwas näher kommt.
Aber ist es nicht genauso daneben, dass sich die Kommentare hier um dieses Kleidungsstück drehen? Dass wir und über das Schweizer Fersehen aufregen, statt über die Kriegstreiber? Vermutlich ist die Bedeutung eines solchen Krieges einfach ausserhalb unserer Vorstellungskraft, wir Schweizer können das gar nicht einordnen, darum können wir auch nicht angemessen darüber reden. Darum reden wir lieber über das Halstuch.
Wie kann man sich nur uebern einen Schal aufregen, wenn geleichzeitig Zivilisten im Dutzend massakriert werden, die Presse aufs Aeusserste zensuriert wird und unser Mann vor Ort im Dreck in Deckung geht?
Ja, in Zeiten des Hochglanz-Fernsehens scheinen wohl andere Regeln zu gelten. Wie Jack Bauer muss ein heutiger Journalist wohl sein. Andre, um Gottes willen, da passt dein Schal wirklich nicht ins Bild. Das musst du verstehen. Bomben fliegen und unser Mann steht nicht in Springerstiefel und Schutzweste da. Wo kommen wir denn da hin? Andre, schau dir doch den Al Jazeera Mann an, der aus dem Gazastreifen reportiert. Ganz Kaempfer traegt er Helm und Weste, natuerlich im UN Blau!
Andererseits geht das Leben auf der 'Guten Seite' wie gehabt weiter. Weshalb soll sich da der Journalist in eine Maskerade stuerzten. Natuerlich, auch ich habe mir den Weg in den Bunker gemerkt und einige Arbeitskollegen sind nervoeser, weil sie auf einen moeglichen Marschbefehl warten oder ihre Freunde oder Familienmitglieder im Gaza kaempfen. Doch sonst hat sich erschreckend wenig geaendert. Erstaundlich wie weit 40km doch sein koennen. Auch die Raketen die ab und zu 10km vor meiner Haustuere niedergehen scheinen niemanden zu beunruhigen. Es ist Krieg und wenigstens einer geht hin. Wie wahr das doch ist.
Ich freue mich jetzt schon auf deinen naechsten Report. Viel Glueck und pass auf dich auf!!
und da happert's eben. Er schafft es nicht seine Gefühle gegenüber Israel zu verbergen (seit Jahren), darum nehmen ihn nicht viele sehr ernst mit seinen "Berichterstattungen". Aber mit all den Linken Kommentatoren und Israelhassern hier (und vielleicht mehr) begebe ich mich wohl hier in ein Wespennetz. . Herr Marty, bitte nicht auch diesen Post zensurieren, sie beklagen sich ja auch die ganze Zeit über die Militärzensur Israels, oder nicht?
@ alfons: mich und die anderen kommentatoren hier als israelhasser und linke abzukanzeln, ist eine anmassende und infantile einschätzung. reiss dich am riemen oder lass einfach das kommentieren – hier und anderswo.
Ich frage mich,ob man als gewöhnliche Fersehzuschauerin und Blogleserin einen Journalistenpreis beantragen kann?
Wenn ja, würde ich André Marty vorschlagen.
Seine täglichen, unermüdlichen Liveschaltungen bis nach Mitternacht (nach israelischer Zeit), seine sachlichen, präzisen und hochdiplomatischen Berichte – unter den äusserst erschwerten Bedingungen - verdienen eine Wertschätzung, die über die erfreulich lange Komplimente-Liste hier im Blog hinausgeht.
Lieber Herr Marty
Habe vorhin auf dem Weg nach Hause noch eine Zeitung erwischt und musste mit Schrecken diese äusserst alberne Geschichte, betreffend Ihres Schals lesen.
Sind meine Sinne noch normal? Lese ich das richtig? kann ich meinen Augen trauen?
Ich las zum zweiten Mal den Absatz. Tatsächlich SF hat keine anderen Probleme als der Schal von Herrn Marty. Derweil sterben die Menschen im Gaza sozusagen neben ihm.....
In der Tagesschau-Sendung von heute musste ich nun mit bedauern feststellen, dass Sie den besagten Schal des Anstosses nicht mehr tragen. Schade, schade!!!
Was ich noch sagen wollte, machen Sie weiter so, Ihre Berichterstattung ist immer vom Feinsten. SF sollte sich lieber aufs Wesentlich konzentrieren.....Und Danke für den Blog.
Alfons
Niemand hier begrüsst die von der Hamas auf Israel abgefeuerten Raketen - und genauso ist es umgekehrt.
Auf der einen Seite steht eine gut ausgebildete Armee, welche ihre Waffen nicht illegal besorgen muss. Ihre Soldaten sind wohl ernährt und ihre medizinische Versorgung ist sichergestellt. Sirenen heulen auf, wenn eine Rakete einzuschlagen droht. Es gibt Bunker, unter denen man Schutz suchen kann. Man geht dem "normalen Leben" nach, wie Adrian schon oben geschrieben hat.
Und in Gaza-Stadt?
André Marty: Sandra Boner von SF Meteo trug heute auch einen Schal. Du darfst ihn also morgen gerne wieder anziehen
muss denn die Hamas Waffen (illegal) besorgen? Bitte erklären sie mir das.
"Müsste" Hamas heute keine Waffen besorgen (weil sie einer anderen Doktrin nachgehen würden), gäbe es heute keinen Krieg. Und die Israelischen Soldaten wären weiterhin wohl ernährt - wie die Schweizer Soldaten auch -, und die Bunker hätten nie gebaut werden müssen, und auf Gaza würde nie mehr was runterkommen müssen als Regen, Hagel, Sonnenstrahlen und Vogelmist.
Ich bin doch froh zu hören dass sie gegen Raketenbeschuss beider Seiten sind, aber was ich von Ihnen und allen Kritikern immer wieder in ihren böses-Israelis Kommentaren vermisse (auch die von A.Marty), ist das konstruktive in ihrer Kritik. Oder besser: was ist denn die Lösung?
Kritisieren war schon immer easy (man fühlt sich nachher auch mal besser, nachdem man Dampf abgelassen hat), aber dann sollte man doch mal auch eine Lösung vorzeigen können.
Gerne würde ich von Ihnen, Titus, ein Lösungsvorschlag hören, wie die Hamas die Raketen für auf immer und ewig schweigen lassen könnten. Besten Dank.
: Dem palestinensischen Volk Freiheit und gute wirtschaftliche Rahmenbedingungen geben. Das ist mal die Grundvoraussetzung. Mauer, Siedlungen, Checkpoints weg. Die Hamas würde rasch an Einfluss verlieren, wenn Israel nicht gegen die palestinensische Bevölkerung politisieren würde, sondern für. Natürlich wäre das ein langer Prozess, der nicht vom einen auf den anderen Tag umsetzbar wäre. Aber m.E. der einzig erfolgsversprechende.
Guten Tag Herr Marty.
Sie machen wirklich einen tollen Job in einer der gefährlichsten Gegenden der Welt, und da kommen die "Warme Stubenhocker" vom Leutschenbach und möchten ihr Halstuch zensieren. Zum Heulen.
Was ist den mit den Wetter-Feen auf dem Dach des SF? Dort erweckt ein Halstuch noch keinen Taliban?
Beste Grüsse
feldwaldwiesenblogger
Werter Alfons,
ich hätte da also einen Versuch eines Lösungsansatzes – sofern das einer wohlgenährten Europäerin aus der warmen Stube überhaupt zusteht.
Um klarzustellen – die abgefeuerten Raketen aus dem Gazastreifen sind nicht zu akzeptieren, auch sie verstossen gegen das Völkerrecht.
Bevor man diese Verzweiflungstaten aber verurteilt, müsste gefragt werden, weshalb diese radikalisierten Palästinenser zu solchen Mitteln greifen. Man müsste die Hamas-Regierung als ebenbürtige politische Gesprächspartner auf gleicher Augenhöhe behandeln, und man müsste sich von ihnen den Vorwurf gefallen lassen, dass der Weg für die israelische Staatsgründung mit viel Ungerechtigkeit gepflastert ist – sprich, die Israelis haben den Gazastreifen militärisch eingenommen, besetzt und besiedelt – der Anfang einer langen Unterdrückungsgeschichte für die dort lebenden Araber.
Menschen, die unterdrückt werden, verändern sich, sie werden aggressiv, sie werden gewaltbereit, sie bauen ein schwarz-weiss Menschenbild auf, sie versuchen zurückzuschlagen.
Während von aussen der Druck durch Kollektivstrafen immer grösser wird (Strom weg, Mehl weg, Schulbücher weg, Medikamente weg, Diesel weg – immer für fast alle – wächst drinnen in der „Zwangsjacke“ die Motivation zum organisierten Überlebenskampf, ein Selbsterhaltungstrieb, wie wir ihn uns in Europa nicht mehr vorstellen können.
Es steht mir wirklich nicht zu, die Lösung für das bleibende Schweigen der Hamas-Raketen zu kennen, aber für mich ist klar, dass solange die unterdrückende Abriegelung gegen die Aussenwelt – und damit gegen das Recht auf ein einigermassen würdiges Dasein anhält – und solange in Israel und Palästina nicht alle Menschen gleiche (Menschen)Rechte haben - solange werden Raketen abgefeuert.
Checkpoints, Siedlungen und Mauer (gibt es Mauern um Gaza?) müssten also weg. Zudem wäre dies laut Ihnen ein "langer Prozess", bis Hamas an Einfluss verliert.
Ok. Weitere Fragen an Sie, Davids.
1) Wie lange wäre denn dieser "lange Prozess"? Monate, Jahre?
2) Bestünde denn die Möglichkeit, wenn Checkpoints wegfallen würden, nicht, dass Menschen innerhalbs Israels in dieser Zeit regelmässig von SMA's gebombt werden würden? Und weiterhin Raketen en Masse Menschen in Israel in Angst und Schrecken halten würde?
3) Bestünde denn auch nicht die Möglichkeit, dass in dieser Zeit, vorallem ohne Kontrolle, die Hamas dann weitere, bessere Raketen importieren könnte, die vielleicht sogar Tel Aviv treffen könnten, dann Jerusalem?
4) Bestünde dann auch nicht die Möglichkeit, dass die Bevölkerung sogar noch mehr hinter die Hamas stehen würde, da Hamas so erfolgreich Menschen in Israel zerfleischen kann (innere Propaganda)?
Also sie denken, man sollte der Hamas freie Hand geben, und tun und machen können was sie wollen, und die Menschen auf den Strassen in Israel jederzeit zerfetzen lassen, weil dann "in einem längeren Prozess", vielleicht, die Hamas in Gaza dadurch an Power verliert?
5) 5te Frage an sie: denken sie WIRKLICH, dass es der Hamas um die Mauern (nochmal, gibts die um Gaza?), die Siedlungen und Checkpoints geht?
Holen sie hier bitte tief Luft, denken sie scharf nach, und dann schreiben sie bitte zurück.
äthi
vorneweg, ich habe ihren ganzen Post gelesen und alles hört sich sehr schön an. Trotzdem nur zwei Frage zum Beginn ihres Lösungsdiskurs:
1. Ist es wirklich das eigentliche Palästinensische Volk welches vielleicht eigentlich gerne Frieden hätte und in Israel wieder einen Job haben möchte, welche Raketen schiessen?
2. Schiesst die Hamas wirklich Raketen und bekämpft Israel, weil sie in den letzten paar Jahren keinen Strom hatten, kein Mehl, keine Schulbücher, keine Medikamente, Diesel etc? Geht's Hamas darum?
Was könnte denn laut Sie, die Hamas Raketen nun stoppen? Danke.
lesen sie doch den artikel von Dan Diner in der NZZ 9.1.09
vielleicht auch was von Tom Segev, Ilan Pappe oder Archiv-dokumente aus der gründungszeit von Israel und denken sie dann WIRKLICH mal darüber nach wieso es Hamas gibt?
Alfons
Annekäthi und David haben es im Wesentlichen schon auf den Punkt gebracht.
Mir erscheint die ganze Entwicklung rund um den Staat Israel so, wie wenn die heutigen Afro-Amerikaner nach Jahrhunderten wieder auf den afrikanischen Kontinent zurückkehren, dort einen Staat gründen und die "Dortgebliebenen" vertrieben oder mindestens territorial auf ein bestimmtes Gebiet eingesperrt würden.
Die Schuld-Frage für diese Entwicklung mag vielleicht wichtig sein und dürfte viele betreffen: Die Kolonialmacht Grossbritanien, die Europäer, insbesondere die Deutschen, aber auch die Juden, die vor dem zweiten Weltkrieg in die weite Welt zogen. Diese Frage zu klären, bringt aber keine Lösung mit sich.
Eine Co-Existenz der beiden "Kulturen" auf dem gleichen Boden funktioniert nicht. Vielleicht, in ein paar Jahrzehnten, entsteht auch im Nahen Osten so etwas wie die EU, so dass heute Undenkbares plötzlich möglich wird.
Realistischer scheint eine territoriale Aufteilung. Das ist nichts Neues, darüber diskutiert man schon seit Jahren oder gar Jahrzehnten. Das heisst, wie David es antönt, eine vollständige Autonomie der "Palästinensergebiete", also zwei unabhängige Staaten, welche auch einen freien Personen- und Warenverkehr zwischen den Staaten erlauben.
Was in den letzten Wochen oder Monate geschah, war genau das Gegenteil: Vollständige Isolation von der Aussenwelt. Nicht einmal Journalisten wurden in die abgesperrten Gebiete reingelassen.
Selbstmordanschläge in diesem Ausmass gab es erst bei diesem schon lange währenden Konflikt. Wer bereit ist, sein Leben als Waffe einzusetzen und dies ohne die geringste Hoffnung auf ein Überleben, der muss ziemlich verzweifelt sein. Es ist diese Verzweiflung, welche militanten Aktionen immer wieder Auftrieb gibt. Nimmt man sie und gibt stattdessen Hoffnung, werden auch die Raketen verstummen...
sie sagen somit aus, dass die Juden erst vor 60 Jahren in diesem Gebiet gelangt sind, und dann Menschen dort vertrieben haben? Ok, wie ein Bildschirm, kann man Geschichte aus vielen Winkeln versuchen anzuschauen.
Zudem geben sSe eine Teilschuld zu dieser "Entwicklung" den Juden, die vor dem 2ten Weltkrieg aus Deutschland und anderen europäischen Länder geflüchtet sind. Ist das nicht morbid? Sie meinen die Juden wären doch am Besten in Deutschland geblieben, und dort komplett ermordet worden, damit es heute nicht diese "Entwiklung" gibt? Sagen sie mir bitte, dass ich sie falsch verstanden habe.
Sie haben vollkommen Recht mit der vollständigen Autonomie, dies wird ein Palästinensischer Staat auch haben, wie auch jeder souveräner Staat. Ich denke dies ist auch der Wunsch des grossteils der Palästinensischen Bevölkerung, nur leider hat ein Teil davon eine Partei gewählt, welches diesen Wunsch nicht als Ziel hat und jeden Palästinenser mundtot machen wird, welcher nach Frieden und Waffenruhe mit Israel ruft.
Alfons, ich weiss nicht genau, was Sie unter dem „eigentlichen palästinensischen Volk verstehen, aber es ist schon so, dass die Raketen nicht vom palästinensischen Volk als Solches abgefeuert werden. Von den ca 1,5Mio Palästinensern im Gazastreifen sind weitaus nicht alle bewaffnete Freiheitskämpfer. Da gibt es Tausende Männer, Frauen und Kinder, die sich sehnlichst Frieden wünschen! Ich denke auch nicht, dass diese Menschen dort alle einen Job in Israel wollen. Aber sie möchten Jobs im Gazastreifen. Sie möchten, dass ihre Kinder eine gute Schulbildung bekommen. Sie möchten, dass ihr Gemüse und ihre Früchte auf dem Weltmarkt verkauft werden können. Sie möchten, dass ihre Aerzte und Krankenschwestern gute Arbeitsbedingungen haben, genug medizinisches Material, um ihre kranken Menschen zu pflegen. Sie möchten rund um die Uhr Strom, damit sie warme Mahlzeiten zubereiten können. Sie möchten Diesel, damit ihre Wirtschaft funktioniert.
Ich glaube wirklich, dass so die Raketen zum schweigen gebracht werden könnten!
Hamas-Freiheitskämpfer feuern Raketen ab, weil sie keine Lebensperspektive haben, weil sie nichts mehr zu verlieren haben – so gesehen besteht schon ein Zusammenhang zu Mehl, Schulbüchern und Diesel.
Vielen Dank für den guten Bericht, das bekomm ich sogar hier in Kasachstan mit, dass es ein Land gibt, dass sich über alle Konventionen und ethnischen Grundprinzipien hinwegsetzt. Ich freu mich über weitere Beiträge auf deinem Blog.
Alfons
Hinter meinem Namen habe ich einen Artikel über die jüdische Diaspora verlinkt. Auszug daraus:
"...die Mehrheit allerdings ging freiwillig, hauptsaechlich aus wirtschaftlichen Gruenden, da ihnen die Moeglichkeiten des Lebens dort draussen attraktiv erschienen.
Im Gegensatz zur allgemeinen Annahme, wurden nach dem babylonischen Exil nur sehr wenige Juden in die Verbannung gezwungen. Das bedeutet, dass sich Juden im Grossen und Ganzen eher fuer ein Leben in der Diaspora entschieden als fuer Eretz Israel."
Erst in den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts, also 2000 Jahre später, wurde das heutige Gebiet Israels vor allem wegen der religiösen Unterdrückung (nicht zuletzt auch in Europa) wieder "attraktiv". Bitte korrigieren Sie mich, sollte ich die vorgängig erwähnten geschichtlichen Fakten falsch verstanden haben.
Auf die heutige Zeit umgemünzt erlaube ich mir folgendes Beispiel:
Sie ziehen aus einer Wohnung aus. Jahrzehnte später gefällt Ihnen Ihr neues Zuhause nicht mehr, sie fühlen sich durch die anderen Hausbewohner bedroht. Sie besinnen sich auf Ihre alte Bleibe und ziehen dort wieder ein - ungeachtet des Umstands, das in Ihrer alten Wohnung nun andere Personen zu Hause sind.
Jede Bedrohung Andersgläubiger ist zu verurteilen und damit auch jene gegen jüdische Gläubige. Doch gewiss haben Sie auch Verständnis dafür, dass man nicht einfach quasi mir-nichts-dir-nichts in seine alte "Bleibe" zurückkehren kann, nachdem man diese freiwillig verlassen hatte. Darin sehe ich die Mitschuld der Juden in diesem Konflikt.
Immerhin haben wir die gleiche Ansicht bezüglich Zukunftsperspektiven der palästinensischen Autonomiegebiete. Natürlich gefällt es auch mir nicht, dass die dort ansässige Bevölkerung eine Partei wählt, welche sich so verhält. Doch ist es diese Partei, welche in den Augen der Bevölkerung a) etwas gegen die Unterdrückung und Abriegelung unternimmt und b) der ohnehin wirtschaftlich schlecht gestellten Bevölkerung Schulen, ärztliche Versorgung und weitere Güter bereitstellt. Würden Sie da nicht jene wählen, die Ihnen wenigstens ein bisschen Ihre missliche Lage verbessern? Sind wir denn nicht anders, dass wir auch immer jene wählen, von denen wir glauben, sie würden unsere persönliche Situation am ehesten verbessern können?
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ich wusste nicht dass sie das Existenzrecht Israel's abstreiten, ich respektiere jedoch ihre persönlich Meinung.
Sie haben auch hier recht dass die Palästinenser blauäugig waren als sie die Hamas gewählt haben. Die Muslimische Bruderschaft hat tatsächlich anfänglich (vor 10 Jahren) die Palis sozial stark unterstützt. Dies war auch nötig, um die Menschen hinter sich zu bringen. Es ist schade, dass die Hamas heute von diesem Pfad abgekommen ist, und die von Ihnen aufgebaute Infrastruktur (Spitäler, Schulen, Polizeistationen, öffentliche Gebäuden) nun für einen Offensivkampf gegen Israel verwendet.
Jedoch denke ich nicht dass Israel dafür zu zahlen hat (7000 Kassam Raketen), dass die Palästinenser in Gaza die Hamas gewählt hat.
Der Text enthält den eigentlichen Skandal tatsächlich in seinem ersten Teil:
Wie oft hat uns André Marty in seinen Kommentaren angedeutet, dass es sich beim Konflikt Israel-Palästina um eine Endlosschlaufe handelt, für den sich die Welt je länger je weniger interessiert? Arbeitskollegen André's wurden abgezogen, immer weniger Berichte waren gefragt.
Es gab nichts mehr zu sagen, schien es.
Und nun?
Wenn Marty die Kriegsreporter beschreibt, die nach den geilen Bildern hecheln, dann sollten wir uns nicht schockiert zeigen. Denn sie sind nur möglich, weil wir selbst genau so funktionieren:
Kaum sprechen die Waffen, sind alle Medien wieder voll davon (ich kann's schon wieder nicht mehr hören).
Jetzt haben wir alle wieder eine Meinung. Obwohl wir sie uns eigentlich gar nicht bilden können.
Kein noch so guter Korrespondent hat für sich die Lösung parat. Die Lösung - oder eben das Problem sind wir alle:
Statt dass wir uns über die Motive der Hamas und der Israelis und deren Auswirkungen für die Lebensgrundlagen der Palästinenser auslassen, sollten wir uns Gedanken darüber machen, warum es so wenig braucht, dass uns diese Ecke der Welt wieder egal sein wird. Hoffnungslos verfahren, die Geschichte.
Und sie wird es bleiben. Genau so, wie jeder Konflikt auf der Welt, in dem ein Teil der Motive darin liegt, dass Menschen keine Stimme haben, sich niemand für sie einsetzt, Sachzwänge einen Einsatz für Menschenrechte verhindern. Wir würden ja gerne die Chinesen auf Menschenrechte verpflichten - aber unsere Arbeitsplätze.
Wir würden ja gerne noch viel billigere Generikas für 3.-Welt-Länder von Pharmafirmen verlangen - aber die Folgen für den Forschungsplatz Schweiz?
Viele amerikanische Präsidentschaftskandidaten würden gerne Israel zu Friedensverhandlungen verpflichten und mit den Palästinenser Organisationen mehr Dialog pflegen - aber wie wollen sie dann Präsident werden?
Wir alle haben unsere Beisshemmungen und opfern unsere inneren Überzeugungen viel zu schnell äusseren Sachzwängen.
Da ist so ein Halstüchlein ein willkommener dicker Tupfen auf einem kümmerlichen i. Den Vorgang geisseln - da sind wir uns nun wirklich alle einig.
Leider nur darin.
: nagel auf dem kopf getroffen. wunderbar. da können noch so eifrige schreiber beider ansichten darüber referieren was denn bitteschön die lösung sei. im grundsatz haben vermutlich alle recht und in allen äusserungen steckt vermutlich auch der lösungsansatz.
nur hilft das niemandem in gaza, in israel. da braucht es grossartigen politischen mut um sich dem dauergast "israel" auf der tragödienbank anzunehmen, da ist kein land, keine union, keinen sicherheitsrat auf dieser welt zu finden um sich dieser heissen kartoffel anzunehmen... warum bloss?
tja, die antworten stehen oben bereits in thinkabouts post. kennt ihr noch das karussell das sich immer und immer, und immer um sich selbst dreht?
israel alleine, und die palestinänser alleine - könnten mit der hilfe der restlichen welt ihre differenzen ausgleichen.
die macht dies zu ändern hätten sie beide.
: in keinster weise wurde in titus's post israel das existenzrecht abgesprochen. aber wie häufig mit anders denkender meinungen und äusserungen, die vielleicht auch kritisch sind im inhalt - diffamation und diskreditieren ist leider auch keine lösung.
Der fragliche Boden, die fragliche Parzelle Land im Nahen Osten kann man nennen wie man will, dieses Land existiert. Dafür braucht es nicht noch ein Recht. Es braucht kein Recht, existieren zu dürfen.
Ihre Frage nach dem "Existenzrecht" Israels meint deshalb wohl eher, ob die Israelis dieses Land ihr Eigen nennen dürfen oder nicht. Diese Frage verneinen ich, allerdings nicht aus politischen, sondern aus philosophischen Gründen: Nichts, das wir zu Lebzeiten unser Eigen nennen, gehört uns auch noch nach unserem Dahinleben (selbst ein Warren Buffet wird seine Milliarden zurücklassen müssen).
Wir sprechen somit nicht von einer Eigentumswohnung, sondern von einer Mietwohnung und wir sprechen von einem Bleibe- oder Wohnrecht in dieser Wohnung. Das Problem dabei: Der Eigentümer, nennen wir ihn einmal Gott, kümmert sich nicht um die Aufteilung der verfügbaren Fläche oder Zimmer. Es obliegt deshalb den dort lebenden Menschen, sich untereinander zu arrangieren.
Stellen Sie sich vor, diese Wohnung - um bei diesem vielleicht etwas abstrakten Beispiel zu bleiben - hätte 18 Zimmer, von denen vor 1880 nur drei belegt gewesen waren. Dann wäre ja genug Platz da für weitere Bewohner. Dadurch könnte man gemeinsam eine Infrastruktur anschaffen, die vorher nicht drin lag oder die Nebenkosten verteilten sich auf mehrere. Nur wollen neu Einziehende verständlicherweise auch mitbestimmen können. Wenn das Gesuch vorliegt, dass sechs Zimmer vermietet werden sollen, könnten die bisherigen Drei plötzlich zu einer Minderheit werden, insbesondere dann, wenn es um die Festlegung oder Änderung der Hausregeln geht.
Daher kann ich auch verstehen, dass die alten Bewohner es bisher ablehnten, weitere Mieter aufzunehmen. Was und wie damals verhandelt wurde, weiss ich nicht. Man kann sich dazu aber auch einmal die damaligen Verhältnisse vorstellen. Diese erlaubten, dass eine "privilegierte" Minderheit über eine Mehrheit herrschte. Auf der anderen Seite war "Minderheitenschutz" noch ein Fremdwort. Dieser Mechanismus hätte es erlaubt, die Verhältnisse zu drehen (die Mehrheit herrscht über die Minderheit), ohne die Minderheiten ganz ausser acht zu lassen.
Lassen wir das Vergangene ruhn und richten den Blick nach vorn. Fragen Sie mich nicht nach einer Lösung, um die sich schon viele Diplomaten erfolglos bemühten. Was ich allerdings weiss, ist, dass für ein friedliches Nebeneinander diese Lösung mindestens auch Vergebung beinhalten muss. Als Beleg dafür sei das deutsch-französische Verhältnis erwähnt. Hat dieses Wort "Vergebung" in den letzten Tagen schon einmal ein Diplomat erwähnt?
Toll! Das geht ja ab hier in diesem Blog. Da können sich die Schweizer ja richtig (ab-) gehen lassen. Bemerkenswert finde ich immer, dass wenn man sich negativ über Israel äussert man sogleich antisemitisch ist oder ein Hamas Befürworter. Weder noch, aber man muss ja nicht alles gutheissen was Israel macht?! Tun wir ja bei anderen Länder auch nicht.
Freitag, 2. Januar 2009 um 16:43 >> antworten
Freitag, 2. Januar 2009 um 16:49 >> antworten
wichtig aber ist, dass du uns das alles hier erzählst. (und sf.tv dies auch weiterhin zulässt.) es ist wichtig und nötig, dass wir erfahren unter welchen bedingungen informationen uns zukommen.
the contect is the message
darum einmal mehr: d!a!n!k!e! andré. hoffe, du hast deine prinicipessa in sicherheit. herzlich
Samstag, 3. Januar 2009 um 19:29 >> antworten
So wertvoll unsere Neurtralität oft sein mag, in diesem Nahost-Drama würden uns Schweizern mutige, differenzierte und deutliche Schritte gut anstehen.
Sonntag, 4. Januar 2009 um 09:46 >> antworten
und ja, danke für diese hintergrundinfos.
häb sorg.
Sonntag, 4. Januar 2009 um 16:48 >> antworten
Damit es uns nicht allzu wohl wird, sind wir froh über eine Berichterstattung, die sachlich, differenziert und glaubwürdig ist. André Marty hat Format. Danke.
Sonntag, 4. Januar 2009 um 20:51 >> antworten
Wesentlich dramatischer ist doch das Verhalten der amerikanischen Journalisten. Was vermitteln denn diese ihren Zuschauern, Zuhörern und Lesern für ein verschrobenes Bild wenn sie selber nicht genug Realitätssinn haben und mit Bodyguards anreisen?
Sonntag, 4. Januar 2009 um 20:16 >> antworten
Die vielen eingereisten Journalisten machen mir allerdings weitaus mehr Kopfschmerzen: Ruft eine Regierung zum Krieg, folgen die Medien und leisten hervorragende Marketingarbeit. Zum Glück sind Sie Herr Marty bereits länger dort und können uns auch aus Ihrer eigenen Erfahrung berichten und Vergleiche herstellen. (siehe Tagesschau von heute Abend.)
Weiter so und viel Glück!
Montag, 5. Januar 2009 um 21:03 >> antworten
Ich danke Ihnen, Herr Marty, viel lieber für die fundierte Berichterstattung.
Montag, 5. Januar 2009 um 22:32 >> antworten
Vielen Dank, André Marty, dass Sie auch unter diesen Bedingungen ehrlich, mutig und differenziert berichten. Und danke für diesen Blog, der mir nochmals einen anderen Blick auf das Geschehen in Nahost erlaubt.
Dienstag, 6. Januar 2009 um 00:19 >> antworten
Stell’ dir vor es ist Krieg – und einer geht hin, und dann muss er an der Grenze stehen und darf nichts sagen weil ihm die IDF es verboten hat! Wie ist das?
Die Wahrheit stirbt immer zuerst, auch im einzigen "demokratischen" Staat in der Region. Was bleibt uns verborgen? Schreiben Sie es, für ihre Zukunft lieber nicht wenn ihnen auch das verboten wurde. Oder umschreiben Sie es? Sie kennen ja "die Worte der Diplomatie"
Dienstag, 6. Januar 2009 um 00:40 >> antworten
http://henusodeblog.blogspot.com/2009/01/das-halstuch-im-zdf-beweist-es-frstelt.html
Dienstag, 6. Januar 2009 um 10:56 >> antworten
Aber weiter so - habe Ihren Blog erst jetzt entdeckt und werde mich jetzt voller Vorfreude auf ihre früheren Einträge stürzen.
Dienstag, 6. Januar 2009 um 11:18 >> antworten
Dienstag, 6. Januar 2009 um 12:04 >> antworten
Dienstag, 6. Januar 2009 um 12:20 >> antworten
Kompliment, dass Sie dazu die Contenance nicht verloren haben
Dienstag, 6. Januar 2009 um 12:55 >> antworten
Weiter so. Nach Ulrich Tilgner sind sie für mich der vertrauenswürdigste Nahost Korrepsondent.
grüsse
Dienstag, 6. Januar 2009 um 14:04 >> antworten
Dienstag, 6. Januar 2009 um 19:46 >> antworten
Mittwoch, 7. Januar 2009 um 01:00 >> antworten
Aber ist es nicht genauso daneben, dass sich die Kommentare hier um dieses Kleidungsstück drehen? Dass wir und über das Schweizer Fersehen aufregen, statt über die Kriegstreiber? Vermutlich ist die Bedeutung eines solchen Krieges einfach ausserhalb unserer Vorstellungskraft, wir Schweizer können das gar nicht einordnen, darum können wir auch nicht angemessen darüber reden. Darum reden wir lieber über das Halstuch.
Mittwoch, 7. Januar 2009 um 01:00 >> antworten
Ja, in Zeiten des Hochglanz-Fernsehens scheinen wohl andere Regeln zu gelten. Wie Jack Bauer muss ein heutiger Journalist wohl sein. Andre, um Gottes willen, da passt dein Schal wirklich nicht ins Bild. Das musst du verstehen. Bomben fliegen und unser Mann steht nicht in Springerstiefel und Schutzweste da. Wo kommen wir denn da hin? Andre, schau dir doch den Al Jazeera Mann an, der aus dem Gazastreifen reportiert. Ganz Kaempfer traegt er Helm und Weste, natuerlich im UN Blau!
Andererseits geht das Leben auf der 'Guten Seite' wie gehabt weiter. Weshalb soll sich da der Journalist in eine Maskerade stuerzten. Natuerlich, auch ich habe mir den Weg in den Bunker gemerkt und einige Arbeitskollegen sind nervoeser, weil sie auf einen moeglichen Marschbefehl warten oder ihre Freunde oder Familienmitglieder im Gaza kaempfen. Doch sonst hat sich erschreckend wenig geaendert. Erstaundlich wie weit 40km doch sein koennen. Auch die Raketen die ab und zu 10km vor meiner Haustuere niedergehen scheinen niemanden zu beunruhigen. Es ist Krieg und wenigstens einer geht hin. Wie wahr das doch ist.
Ich freue mich jetzt schon auf deinen naechsten Report. Viel Glueck und pass auf dich auf!!
Mittwoch, 7. Januar 2009 um 09:25 >> antworten
Mittwoch, 7. Januar 2009 um 09:37 >> antworten
Mittwoch, 7. Januar 2009 um 14:05 >> antworten
Donnerstag, 8. Januar 2009 um 08:20 >> antworten
Wenn ja, würde ich André Marty vorschlagen.
Seine täglichen, unermüdlichen Liveschaltungen bis nach Mitternacht (nach israelischer Zeit), seine sachlichen, präzisen und hochdiplomatischen Berichte – unter den äusserst erschwerten Bedingungen - verdienen eine Wertschätzung, die über die erfreulich lange Komplimente-Liste hier im Blog hinausgeht.
Das Schweizer Fernsehen kann stolz sein!
….habe diese Zeilen auch an SF TV geschickt
Mittwoch, 7. Januar 2009 um 10:35 >> antworten
Empfinde es genau so wie Sie! Das Schweizer Fernsehen verfügt mit André Marty über einen der besten Journalisten unserer Zeit!
Danke Herr Marty für Ihre stets sachlichen, ehrlichen und mutigen Berichtserstattungen und danke für diesen Blog.
Mittwoch, 7. Januar 2009 um 19:26 >> antworten
Habe vorhin auf dem Weg nach Hause noch eine Zeitung erwischt und musste mit Schrecken diese äusserst alberne Geschichte, betreffend Ihres Schals lesen.
Sind meine Sinne noch normal? Lese ich das richtig? kann ich meinen Augen trauen?
Ich las zum zweiten Mal den Absatz. Tatsächlich SF hat keine anderen Probleme als der Schal von Herrn Marty. Derweil sterben die Menschen im Gaza sozusagen neben ihm.....
In der Tagesschau-Sendung von heute musste ich nun mit bedauern feststellen, dass Sie den besagten Schal des Anstosses nicht mehr tragen. Schade, schade!!!
Was ich noch sagen wollte, machen Sie weiter so, Ihre Berichterstattung ist immer vom Feinsten. SF sollte sich lieber aufs Wesentlich konzentrieren.....Und Danke für den Blog.
Grüsse aus der kalten Schweiz
Mittwoch, 7. Januar 2009 um 21:02 >> antworten
Niemand hier begrüsst die von der Hamas auf Israel abgefeuerten Raketen - und genauso ist es umgekehrt.
Auf der einen Seite steht eine gut ausgebildete Armee, welche ihre Waffen nicht illegal besorgen muss. Ihre Soldaten sind wohl ernährt und ihre medizinische Versorgung ist sichergestellt. Sirenen heulen auf, wenn eine Rakete einzuschlagen droht. Es gibt Bunker, unter denen man Schutz suchen kann. Man geht dem "normalen Leben" nach, wie Adrian schon oben geschrieben hat.
Und in Gaza-Stadt?
André Marty: Sandra Boner von SF Meteo trug heute auch einen Schal. Du darfst ihn also morgen gerne wieder anziehen
Mittwoch, 7. Januar 2009 um 22:37 >> antworten
muss denn die Hamas Waffen (illegal) besorgen? Bitte erklären sie mir das.
"Müsste" Hamas heute keine Waffen besorgen (weil sie einer anderen Doktrin nachgehen würden), gäbe es heute keinen Krieg. Und die Israelischen Soldaten wären weiterhin wohl ernährt - wie die Schweizer Soldaten auch -, und die Bunker hätten nie gebaut werden müssen, und auf Gaza würde nie mehr was runterkommen müssen als Regen, Hagel, Sonnenstrahlen und Vogelmist.
Ich bin doch froh zu hören dass sie gegen Raketenbeschuss beider Seiten sind, aber was ich von Ihnen und allen Kritikern immer wieder in ihren böses-Israelis Kommentaren vermisse (auch die von A.Marty), ist das konstruktive in ihrer Kritik. Oder besser: was ist denn die Lösung?
Kritisieren war schon immer easy (man fühlt sich nachher auch mal besser, nachdem man Dampf abgelassen hat), aber dann sollte man doch mal auch eine Lösung vorzeigen können.
Gerne würde ich von Ihnen, Titus, ein Lösungsvorschlag hören, wie die Hamas die Raketen für auf immer und ewig schweigen lassen könnten. Besten Dank.
Donnerstag, 8. Januar 2009 um 13:03 >> antworten
Donnerstag, 8. Januar 2009 um 13:55 >> antworten
Sie machen wirklich einen tollen Job in einer der gefährlichsten Gegenden der Welt, und da kommen die "Warme Stubenhocker" vom Leutschenbach und möchten ihr Halstuch zensieren. Zum Heulen.
Was ist den mit den Wetter-Feen auf dem Dach des SF? Dort erweckt ein Halstuch noch keinen Taliban?
Beste Grüsse
feldwaldwiesenblogger
Donnerstag, 8. Januar 2009 um 12:37 >> antworten
ich hätte da also einen Versuch eines Lösungsansatzes – sofern das einer wohlgenährten Europäerin aus der warmen Stube überhaupt zusteht.
Um klarzustellen – die abgefeuerten Raketen aus dem Gazastreifen sind nicht zu akzeptieren, auch sie verstossen gegen das Völkerrecht.
Bevor man diese Verzweiflungstaten aber verurteilt, müsste gefragt werden, weshalb diese radikalisierten Palästinenser zu solchen Mitteln greifen. Man müsste die Hamas-Regierung als ebenbürtige politische Gesprächspartner auf gleicher Augenhöhe behandeln, und man müsste sich von ihnen den Vorwurf gefallen lassen, dass der Weg für die israelische Staatsgründung mit viel Ungerechtigkeit gepflastert ist – sprich, die Israelis haben den Gazastreifen militärisch eingenommen, besetzt und besiedelt – der Anfang einer langen Unterdrückungsgeschichte für die dort lebenden Araber.
Menschen, die unterdrückt werden, verändern sich, sie werden aggressiv, sie werden gewaltbereit, sie bauen ein schwarz-weiss Menschenbild auf, sie versuchen zurückzuschlagen.
Während von aussen der Druck durch Kollektivstrafen immer grösser wird (Strom weg, Mehl weg, Schulbücher weg, Medikamente weg, Diesel weg – immer für fast alle – wächst drinnen in der „Zwangsjacke“ die Motivation zum organisierten Überlebenskampf, ein Selbsterhaltungstrieb, wie wir ihn uns in Europa nicht mehr vorstellen können.
Es steht mir wirklich nicht zu, die Lösung für das bleibende Schweigen der Hamas-Raketen zu kennen, aber für mich ist klar, dass solange die unterdrückende Abriegelung gegen die Aussenwelt – und damit gegen das Recht auf ein einigermassen würdiges Dasein anhält – und solange in Israel und Palästina nicht alle Menschen gleiche (Menschen)Rechte haben - solange werden Raketen abgefeuert.
Donnerstag, 8. Januar 2009 um 15:32 >> antworten
Checkpoints, Siedlungen und Mauer (gibt es Mauern um Gaza?) müssten also weg. Zudem wäre dies laut Ihnen ein "langer Prozess", bis Hamas an Einfluss verliert.
Ok. Weitere Fragen an Sie, Davids.
1) Wie lange wäre denn dieser "lange Prozess"? Monate, Jahre?
2) Bestünde denn die Möglichkeit, wenn Checkpoints wegfallen würden, nicht, dass Menschen innerhalbs Israels in dieser Zeit regelmässig von SMA's gebombt werden würden? Und weiterhin Raketen en Masse Menschen in Israel in Angst und Schrecken halten würde?
3) Bestünde denn auch nicht die Möglichkeit, dass in dieser Zeit, vorallem ohne Kontrolle, die Hamas dann weitere, bessere Raketen importieren könnte, die vielleicht sogar Tel Aviv treffen könnten, dann Jerusalem?
4) Bestünde dann auch nicht die Möglichkeit, dass die Bevölkerung sogar noch mehr hinter die Hamas stehen würde, da Hamas so erfolgreich Menschen in Israel zerfleischen kann (innere Propaganda)?
Also sie denken, man sollte der Hamas freie Hand geben, und tun und machen können was sie wollen, und die Menschen auf den Strassen in Israel jederzeit zerfetzen lassen, weil dann "in einem längeren Prozess", vielleicht, die Hamas in Gaza dadurch an Power verliert?
5) 5te Frage an sie: denken sie WIRKLICH, dass es der Hamas um die Mauern (nochmal, gibts die um Gaza?), die Siedlungen und Checkpoints geht?
Holen sie hier bitte tief Luft, denken sie scharf nach, und dann schreiben sie bitte zurück.
äthi
vorneweg, ich habe ihren ganzen Post gelesen und alles hört sich sehr schön an. Trotzdem nur zwei Frage zum Beginn ihres Lösungsdiskurs:
1. Ist es wirklich das eigentliche Palästinensische Volk welches vielleicht eigentlich gerne Frieden hätte und in Israel wieder einen Job haben möchte, welche Raketen schiessen?
2. Schiesst die Hamas wirklich Raketen und bekämpft Israel, weil sie in den letzten paar Jahren keinen Strom hatten, kein Mehl, keine Schulbücher, keine Medikamente, Diesel etc? Geht's Hamas darum?
Was könnte denn laut Sie, die Hamas Raketen nun stoppen? Danke.
Donnerstag, 8. Januar 2009 um 16:50 >> antworten
vielleicht auch was von Tom Segev, Ilan Pappe oder Archiv-dokumente aus der gründungszeit von Israel und denken sie dann WIRKLICH mal darüber nach wieso es Hamas gibt?
Freitag, 9. Januar 2009 um 01:45 >> antworten
Annekäthi und David haben es im Wesentlichen schon auf den Punkt gebracht.
Mir erscheint die ganze Entwicklung rund um den Staat Israel so, wie wenn die heutigen Afro-Amerikaner nach Jahrhunderten wieder auf den afrikanischen Kontinent zurückkehren, dort einen Staat gründen und die "Dortgebliebenen" vertrieben oder mindestens territorial auf ein bestimmtes Gebiet eingesperrt würden.
Die Schuld-Frage für diese Entwicklung mag vielleicht wichtig sein und dürfte viele betreffen: Die Kolonialmacht Grossbritanien, die Europäer, insbesondere die Deutschen, aber auch die Juden, die vor dem zweiten Weltkrieg in die weite Welt zogen. Diese Frage zu klären, bringt aber keine Lösung mit sich.
Eine Co-Existenz der beiden "Kulturen" auf dem gleichen Boden funktioniert nicht. Vielleicht, in ein paar Jahrzehnten, entsteht auch im Nahen Osten so etwas wie die EU, so dass heute Undenkbares plötzlich möglich wird.
Realistischer scheint eine territoriale Aufteilung. Das ist nichts Neues, darüber diskutiert man schon seit Jahren oder gar Jahrzehnten. Das heisst, wie David es antönt, eine vollständige Autonomie der "Palästinensergebiete", also zwei unabhängige Staaten, welche auch einen freien Personen- und Warenverkehr zwischen den Staaten erlauben.
Was in den letzten Wochen oder Monate geschah, war genau das Gegenteil: Vollständige Isolation von der Aussenwelt. Nicht einmal Journalisten wurden in die abgesperrten Gebiete reingelassen.
Selbstmordanschläge in diesem Ausmass gab es erst bei diesem schon lange währenden Konflikt. Wer bereit ist, sein Leben als Waffe einzusetzen und dies ohne die geringste Hoffnung auf ein Überleben, der muss ziemlich verzweifelt sein. Es ist diese Verzweiflung, welche militanten Aktionen immer wieder Auftrieb gibt. Nimmt man sie und gibt stattdessen Hoffnung, werden auch die Raketen verstummen...
Donnerstag, 8. Januar 2009 um 18:27 >> antworten
sie sagen somit aus, dass die Juden erst vor 60 Jahren in diesem Gebiet gelangt sind, und dann Menschen dort vertrieben haben? Ok, wie ein Bildschirm, kann man Geschichte aus vielen Winkeln versuchen anzuschauen.
Zudem geben sSe eine Teilschuld zu dieser "Entwicklung" den Juden, die vor dem 2ten Weltkrieg aus Deutschland und anderen europäischen Länder geflüchtet sind. Ist das nicht morbid? Sie meinen die Juden wären doch am Besten in Deutschland geblieben, und dort komplett ermordet worden, damit es heute nicht diese "Entwiklung" gibt? Sagen sie mir bitte, dass ich sie falsch verstanden habe.
Sie haben vollkommen Recht mit der vollständigen Autonomie, dies wird ein Palästinensischer Staat auch haben, wie auch jeder souveräner Staat. Ich denke dies ist auch der Wunsch des grossteils der Palästinensischen Bevölkerung, nur leider hat ein Teil davon eine Partei gewählt, welches diesen Wunsch nicht als Ziel hat und jeden Palästinenser mundtot machen wird, welcher nach Frieden und Waffenruhe mit Israel ruft.
Donnerstag, 8. Januar 2009 um 21:23 >> antworten
Ich glaube wirklich, dass so die Raketen zum schweigen gebracht werden könnten!
Hamas-Freiheitskämpfer feuern Raketen ab, weil sie keine Lebensperspektive haben, weil sie nichts mehr zu verlieren haben – so gesehen besteht schon ein Zusammenhang zu Mehl, Schulbüchern und Diesel.
Donnerstag, 8. Januar 2009 um 21:59 >> antworten
Freitag, 9. Januar 2009 um 04:31 >> antworten
Hinter meinem Namen habe ich einen Artikel über die jüdische Diaspora verlinkt. Auszug daraus:
"...die Mehrheit allerdings ging freiwillig, hauptsaechlich aus wirtschaftlichen Gruenden, da ihnen die Moeglichkeiten des Lebens dort draussen attraktiv erschienen.
Im Gegensatz zur allgemeinen Annahme, wurden nach dem babylonischen Exil nur sehr wenige Juden in die Verbannung gezwungen. Das bedeutet, dass sich Juden im Grossen und Ganzen eher fuer ein Leben in der Diaspora entschieden als fuer Eretz Israel."
Erst in den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts, also 2000 Jahre später, wurde das heutige Gebiet Israels vor allem wegen der religiösen Unterdrückung (nicht zuletzt auch in Europa) wieder "attraktiv". Bitte korrigieren Sie mich, sollte ich die vorgängig erwähnten geschichtlichen Fakten falsch verstanden haben.
Auf die heutige Zeit umgemünzt erlaube ich mir folgendes Beispiel:
Sie ziehen aus einer Wohnung aus. Jahrzehnte später gefällt Ihnen Ihr neues Zuhause nicht mehr, sie fühlen sich durch die anderen Hausbewohner bedroht. Sie besinnen sich auf Ihre alte Bleibe und ziehen dort wieder ein - ungeachtet des Umstands, das in Ihrer alten Wohnung nun andere Personen zu Hause sind.
Jede Bedrohung Andersgläubiger ist zu verurteilen und damit auch jene gegen jüdische Gläubige. Doch gewiss haben Sie auch Verständnis dafür, dass man nicht einfach quasi mir-nichts-dir-nichts in seine alte "Bleibe" zurückkehren kann, nachdem man diese freiwillig verlassen hatte. Darin sehe ich die Mitschuld der Juden in diesem Konflikt.
Immerhin haben wir die gleiche Ansicht bezüglich Zukunftsperspektiven der palästinensischen Autonomiegebiete. Natürlich gefällt es auch mir nicht, dass die dort ansässige Bevölkerung eine Partei wählt, welche sich so verhält. Doch ist es diese Partei, welche in den Augen der Bevölkerung a) etwas gegen die Unterdrückung und Abriegelung unternimmt und b) der ohnehin wirtschaftlich schlecht gestellten Bevölkerung Schulen, ärztliche Versorgung und weitere Güter bereitstellt. Würden Sie da nicht jene wählen, die Ihnen wenigstens ein bisschen Ihre missliche Lage verbessern? Sind wir denn nicht anders, dass wir auch immer jene wählen, von denen wir glauben, sie würden unsere persönliche Situation am ehesten verbessern können?
Freitag, 9. Januar 2009 um 10:52 >> antworten
ich wusste nicht dass sie das Existenzrecht Israel's abstreiten, ich respektiere jedoch ihre persönlich Meinung.
Sie haben auch hier recht dass die Palästinenser blauäugig waren als sie die Hamas gewählt haben. Die Muslimische Bruderschaft hat tatsächlich anfänglich (vor 10 Jahren) die Palis sozial stark unterstützt. Dies war auch nötig, um die Menschen hinter sich zu bringen. Es ist schade, dass die Hamas heute von diesem Pfad abgekommen ist, und die von Ihnen aufgebaute Infrastruktur (Spitäler, Schulen, Polizeistationen, öffentliche Gebäuden) nun für einen Offensivkampf gegen Israel verwendet.
Jedoch denke ich nicht dass Israel dafür zu zahlen hat (7000 Kassam Raketen), dass die Palästinenser in Gaza die Hamas gewählt hat.
Freitag, 9. Januar 2009 um 11:56 >> antworten
Freitag, 9. Januar 2009 um 23:54 >> antworten
Wie oft hat uns André Marty in seinen Kommentaren angedeutet, dass es sich beim Konflikt Israel-Palästina um eine Endlosschlaufe handelt, für den sich die Welt je länger je weniger interessiert? Arbeitskollegen André's wurden abgezogen, immer weniger Berichte waren gefragt.
Es gab nichts mehr zu sagen, schien es.
Und nun?
Wenn Marty die Kriegsreporter beschreibt, die nach den geilen Bildern hecheln, dann sollten wir uns nicht schockiert zeigen. Denn sie sind nur möglich, weil wir selbst genau so funktionieren:
Kaum sprechen die Waffen, sind alle Medien wieder voll davon (ich kann's schon wieder nicht mehr hören).
Jetzt haben wir alle wieder eine Meinung. Obwohl wir sie uns eigentlich gar nicht bilden können.
Kein noch so guter Korrespondent hat für sich die Lösung parat. Die Lösung - oder eben das Problem sind wir alle:
Statt dass wir uns über die Motive der Hamas und der Israelis und deren Auswirkungen für die Lebensgrundlagen der Palästinenser auslassen, sollten wir uns Gedanken darüber machen, warum es so wenig braucht, dass uns diese Ecke der Welt wieder egal sein wird. Hoffnungslos verfahren, die Geschichte.
Und sie wird es bleiben. Genau so, wie jeder Konflikt auf der Welt, in dem ein Teil der Motive darin liegt, dass Menschen keine Stimme haben, sich niemand für sie einsetzt, Sachzwänge einen Einsatz für Menschenrechte verhindern. Wir würden ja gerne die Chinesen auf Menschenrechte verpflichten - aber unsere Arbeitsplätze.
Wir würden ja gerne noch viel billigere Generikas für 3.-Welt-Länder von Pharmafirmen verlangen - aber die Folgen für den Forschungsplatz Schweiz?
Viele amerikanische Präsidentschaftskandidaten würden gerne Israel zu Friedensverhandlungen verpflichten und mit den Palästinenser Organisationen mehr Dialog pflegen - aber wie wollen sie dann Präsident werden?
Wir alle haben unsere Beisshemmungen und opfern unsere inneren Überzeugungen viel zu schnell äusseren Sachzwängen.
Da ist so ein Halstüchlein ein willkommener dicker Tupfen auf einem kümmerlichen i. Den Vorgang geisseln - da sind wir uns nun wirklich alle einig.
Leider nur darin.
Freitag, 9. Januar 2009 um 23:10 >> antworten
nur hilft das niemandem in gaza, in israel. da braucht es grossartigen politischen mut um sich dem dauergast "israel" auf der tragödienbank anzunehmen, da ist kein land, keine union, keinen sicherheitsrat auf dieser welt zu finden um sich dieser heissen kartoffel anzunehmen... warum bloss?
tja, die antworten stehen oben bereits in thinkabouts post. kennt ihr noch das karussell das sich immer und immer, und immer um sich selbst dreht?
israel alleine, und die palestinänser alleine - könnten mit der hilfe der restlichen welt ihre differenzen ausgleichen.
die macht dies zu ändern hätten sie beide.
: in keinster weise wurde in titus's post israel das existenzrecht abgesprochen. aber wie häufig mit anders denkender meinungen und äusserungen, die vielleicht auch kritisch sind im inhalt - diffamation und diskreditieren ist leider auch keine lösung.
Samstag, 10. Januar 2009 um 12:14 >> antworten
Der fragliche Boden, die fragliche Parzelle Land im Nahen Osten kann man nennen wie man will, dieses Land existiert. Dafür braucht es nicht noch ein Recht. Es braucht kein Recht, existieren zu dürfen.
Ihre Frage nach dem "Existenzrecht" Israels meint deshalb wohl eher, ob die Israelis dieses Land ihr Eigen nennen dürfen oder nicht. Diese Frage verneinen ich, allerdings nicht aus politischen, sondern aus philosophischen Gründen: Nichts, das wir zu Lebzeiten unser Eigen nennen, gehört uns auch noch nach unserem Dahinleben (selbst ein Warren Buffet wird seine Milliarden zurücklassen müssen).
Wir sprechen somit nicht von einer Eigentumswohnung, sondern von einer Mietwohnung und wir sprechen von einem Bleibe- oder Wohnrecht in dieser Wohnung. Das Problem dabei: Der Eigentümer, nennen wir ihn einmal Gott, kümmert sich nicht um die Aufteilung der verfügbaren Fläche oder Zimmer. Es obliegt deshalb den dort lebenden Menschen, sich untereinander zu arrangieren.
Stellen Sie sich vor, diese Wohnung - um bei diesem vielleicht etwas abstrakten Beispiel zu bleiben - hätte 18 Zimmer, von denen vor 1880 nur drei belegt gewesen waren. Dann wäre ja genug Platz da für weitere Bewohner. Dadurch könnte man gemeinsam eine Infrastruktur anschaffen, die vorher nicht drin lag oder die Nebenkosten verteilten sich auf mehrere. Nur wollen neu Einziehende verständlicherweise auch mitbestimmen können. Wenn das Gesuch vorliegt, dass sechs Zimmer vermietet werden sollen, könnten die bisherigen Drei plötzlich zu einer Minderheit werden, insbesondere dann, wenn es um die Festlegung oder Änderung der Hausregeln geht.
Daher kann ich auch verstehen, dass die alten Bewohner es bisher ablehnten, weitere Mieter aufzunehmen. Was und wie damals verhandelt wurde, weiss ich nicht. Man kann sich dazu aber auch einmal die damaligen Verhältnisse vorstellen. Diese erlaubten, dass eine "privilegierte" Minderheit über eine Mehrheit herrschte. Auf der anderen Seite war "Minderheitenschutz" noch ein Fremdwort. Dieser Mechanismus hätte es erlaubt, die Verhältnisse zu drehen (die Mehrheit herrscht über die Minderheit), ohne die Minderheiten ganz ausser acht zu lassen.
Lassen wir das Vergangene ruhn und richten den Blick nach vorn. Fragen Sie mich nicht nach einer Lösung, um die sich schon viele Diplomaten erfolglos bemühten. Was ich allerdings weiss, ist, dass für ein friedliches Nebeneinander diese Lösung mindestens auch Vergebung beinhalten muss. Als Beleg dafür sei das deutsch-französische Verhältnis erwähnt. Hat dieses Wort "Vergebung" in den letzten Tagen schon einmal ein Diplomat erwähnt?
Soweit meine Worte zum Sonntag...
Sonntag, 11. Januar 2009 um 10:52 >> antworten
Dienstag, 13. Januar 2009 um 15:29 >> antworten