Selbst der Tod hat’s nicht mehr einfach in Gaza. Die israelische Blockade des eingekesselten Küstenstreifens hat in diesen Tagen des langsamen Sterbens auch die Friedhöfe erreicht.

Zement gibt es seit letztem Juni kaum mehr zu kaufen, seit Israel die Grenzen dicht gemacht hat. Heute kostet ein 50-Kilo-Sack soviel wie vor der Grenzblockade eine ganze Tonne des kostbaren Baustoffes. Also müssen sich die Totengräber anderweitig behelfen, um ein halbwegs anständiges Grab auszustatten: Trottoirs werden aufgerissen, um aus den Teilen Grabstätten zimmern zu können. Heute verkauft in Gaza schon mal einer in der Not Teile seiner Treppe an die Totengräber, um sich und seine Familie irgendwie ernähren zu können – ein Extraverdienst mit dem Tod.

Ein anständiges Grab kostet heute in Gaza-Stadt rund 180 Dollar, fast doppelt soviel wie noch im letzten Sommer. Ganz schön teuer der Tod, wenn man bedenkt, dass zwei Drittel der Menschen in Gaza weniger als zwei (2) Dollar pro Tag zum Leben haben. Und am Eingang zur letzten Ruhestätte steht geschrieben: „Der Friedhof ist voll, bitte hier keine Toten mehr begraben.“ Aber damit kann sich kaum einer aufhalten, wenn es gilt, pro Woche über 40 getötete Menschen zu beerdigen.

Gläubige Muslime sind gehalten, ihre Toten in ein Baumwoll-Tuch gewickelt zu beerdigen. Doch weil auch die Baumwolle knapp geworden ist, bewilligten die Religionsgelehrten Polyester-Tücher. Auch für die letzte Reise muss jetzt halt minderwertige Qualität herhalten.

Das Sterben ist nicht mehr, was es einmal war.