Dass der orthodoxe israelische Gesundheits-Vizeminister – auf einen Minister konnte sich die Regierung Netanyahu nicht einigen – nichts mit der Schweinegrippe anfangen kann, das haben Sie sicherlich mitbekommen. Mexiko Flu, soll genannt werden, was nicht Schwein sein darf, da nicht kosher.
Haben Sie auch davon gehört, dass um die 2 000 Orthodoxe in Jerusalem für mehr getrennte Busse demonstriert haben; getrennt zwischen Männlein und Weiblein. Steine sind geflogen, Scheiben von Autobussen werden zertrümmert. Vorder- und Hintereingang, vordere und hintere Sitze in öffentlich-rechtlichen Autobussen, vorne Männer, hinten Frauen – das ist die Forderung.
Eine der grössten Industriegruppen Israels sieht sich mit Boykott-Aufrufen konfrontiert: „Kauft nicht bei Nochi Dankner“, Danker sei „der grösste aller Shabbat – Beschmutzer“, war in der orthodox dominierten Stadt Bnei Brak und in Jerusalem auf Flugblättern zu lesen. Zu Dankners Imperium gehört die Yesh-Supermarktkette, und die wiederum ist eigentlich sehr beliebt im Haredim-Markt – also kann der Boykott-Aufruf nebst religiösen Motiven durchaus auch ganz ganz irdische, sprich pekuninär-konkurrenz-getriebene Motive haben.
Harte Sitten auch, wenn’s ums Heiraten geht: Rabbi Yaakov Yosef findet, alle unverheirateten Yesivha-Studenten der religiösen Schulen im Alter von über 20 Jahren müssten Jerusalem verlassen. Der Rabbiner will an die Tradition vergangener Generationen anknüpfen, als die Verbannung aus Jerusalem als Bestrafung für Yesivha-Studenten vorgesehen war, die sich nicht verheiraten mochten.
Der Sohn, so scheint’s, folgt den familiären Traditionen. Papa Rabbi Ovadia Yosef, der spirituelle Leader der Shas-Bewegung, fordert Eltern und Lehrer auf, Jugendliche vom Rauchen abzuhalten – und wie: Sollte ein Yeshiva-Vorsteher einen Schüler beim Rauchen erwischen, dann solle er ihm eine schmieren und sagen: „Weshalb rauchst du?!“
Kommentare
Zita Gantenbein:
Fürchterlich , und alles nur wegen der Religion. Aber auch bei uns hat man begonnen, von der "mexikanischen Grippe" zu sprechen.
Samstag, 9. Mai 2009 um 21:15 >> antworten