Er ist wieder einmal ans Rednerpult getreten. Seit anderthalb Jahren ist er der Premierminister, und jedes Mal, wenn er vor die Mikrofone tritt, zittert seine Zuhörerschaft – vor Scham oder ungläubigem Staunen.
Dieses Mal meint Bibi Netanyahu, nicht nur, die ganze Welt arbeite auf die Zerstörung Israels hin; dieses sein Weltbild prägte bereits seine erste Amtszeit, und zieht sich als roter Faden ebenso durch seine momentane Politik. Nein, er hat nach wie vor kein Wort zu sagen, das zumindest als der Ansatz einer Vision zu interpretieren sein könnte. Nichts, ausser der mantra-mässigen Beschwörung von dark forces kommt nichts.
Nun geht es hier nicht primär darum, die politische Leistung Netanyahus zu würdigen; um den outcome seiner Amtszeit einzuordnen, benötigt es keiner allzu prophetischen Gaben. Es geht hier vielmehr um einen Blick auf die Sprache.
So lesen wir zum Beispiel zur propagandistisch wohl fein präsentierten Lockerung des sogenannten Gaza- Blockade, nun könnten die Palästinenser im Gaza- Streifen wieder Kohl, Süssigkeiten und so essen; als ob sie das nicht seit langem konnten, sprich praktisch alle Güter durch Tunnels in den Gaza- Streifen geschmuggelt wurden. Kein Wort, dass es nun wahrlich nicht darum geht, sondern um die Tatsache, dass nach wie vor nicht ausreichend Baumaterial eingeführt, kein Kapital investiert und damit Arbeitsplätze geschaffen werden können. Feine Reportage dazu übrigens in der NYT. Und noch besser: Die Analyse, weshalb Sie zu Hause im Westen mitverantwortlich sind für das Desaster Namens Gaza, oder etwa hier Gewinner und Looser im Nahost - Poker, gell.
Schreibt aber ein Kommentator der grössten israelischen Verkaufszeitung, die in Gaza würden nun wieder fein essen, während Israel Dreck fresse. Und in derselben Zeitung höhnt ein Journalist, die Europäer hätten ihren moralischen Kompass verloren. Denn, so der israelische Kommentator, die Europäer könnten nicht mehr ernst genommen werden, da sie die Rechte von Tätern höher stellten als jene der Opfer – natürlich geht’s um den Einsatz von dem, was hierzulande militärische Stärke genannt wird.
Gibt es deutlichere Sprachbeispiele um die Tatsache zu unterstreichen, dass Israel kein westlicher Staat ist, sich selber ein Israel- Only – Weltbild zusammenschustert? Leuchtet immer noch nicht ein, dass der vom Westen geforderte Menschenrechts – Dialog hierzulande schlechterdings Aneinander - Vorbei- Reden bedeutet?
Man braucht, wie ich, kein Fan von Robert Fisk, dem Nahost- Korrespondenten des britischen Independent, zu sein. Aber Mann und Frau sollte das hier von Fisk lesen. Denn Sprache ist, meine Damen und Herren Propagandisten und Journalisten, Sprache ist kein Stein, den man ungestraft andern an die Köpfe haut.
Kommentare
Ashino W. Sushanti:
Erstaunlicher Weise frage ich mich, warum sie denn Herr Fisk so offensichtlich gar nicht mögen?
Meine Schwester lebt nun schon über 20 Jahre im Libanon.
Sie arbeitet dort als Dozentin für internationales Recht und ist daher auch viel in der Region unterwegs. Seit all diesen Jahren diskutieren wir natürlich auch die jeweiligen politischen Verhältnisse, und obwohl meine Schwester eine lebensfrohe als auch optimistische Person ist, die ihren Beruf und ihre Unabhängigkeit liebt, ist sie seit einigen Jahren zutiefst desillusioniert & angewidert über all die amerikanisch-westliche Heuchelei, als auch den tagtäglichen Propagandakrieg auf allen Seiten der tatsächliche Realpolitik vollkommen verdrängen konnte.
Ist es nicht erschreckend wie der Holocaust zu einer blossen Agitations"waffe" verkommen konnte um politische Ziele zu zementieren, die ansonsten in ihrer ideologischen Ausrichtungen nur als Apartheid und Kolonialismus bezeichnet werden können.
Und das von einem Volk das angesichts des erlittenen Horrors und fast Vernichtung offensichtlich nicht willig ist seine besondere Verpflichtung für die Gewähr und Einhaltung sogenannt universeller Menschenrechte - da einst selbst vogelfreies Opfer - als Verpflichtung zu betrachten.
Ein Aspekt der nur selten in der Öffentlichkeit diskutiert wird.
Zudem waren die Juden auch nicht die einzigen Ausrottungs“objekte“. Was auch gerne vergessen wird. Natürlich sind die Zahlen geringer aber in Relation gesetzt konnten die Deutschen fast 76% ihrer behinderten Bürger ausrotten, einschliesslich Blinder und Taubstummer. Eine ebenfalls fast unbekannte Tatsache.
Über 3 millionen russische Kriegsgefangene kamen in Deutschen Todeslagern um und zwischen 16-26 Millionen Russen während des Russlandfeldzuges, davon waren “nur“1 Million Juden.
Und hätte Hitler den Krieg gewonnen, wären auf Jahre hinaus die Vernichtungslager in Polen mit der Vergasung von weiteren Millionen von unwerten slawischen Leben vorangetriebenen worden, da nach der vollzogenen Endlösung der Juden, die Slawen, die in der Nazi-Rassenethik auf der selben Stufe wie die Juden standen, jegliche arische Gleichberechtigung abgesprochen wurde.
Und wer nicht vergast worden wäre, hätte auf Jahrzehnte für Nazi-Deutschlands geplante expandierende Arier-Besiedelung des Ostens als Sklavenarbeiter wahrscheinlich zu Tode schinden müssen.
Irgendwann hätte sich ein Apartheitssystem etabliert, die Vernichtungslager wären abgerissen worden, sofern die arische Bevölkerungshierarchie in den neuen Ostgebieten als gesichert gegolten hätte.
(http://en.wikipedia.org/wiki/World_War_II_casualties, http://en.wikipedia.org/wiki/Nazi_crimes_against_Soviet_POWs, http://en.wikipedia.org/wiki/List_of_prisoner-of-war_camps_in_Germany, http://en.wikipedia.org/wiki/Eastern_Front_(World_War_II), http://en.wikipedia.org/wiki/Racial_policy_of_Nazi_Germany, http://www.holocaustforgotten.com,
http://www.amazon.de/Wenn-Hitler-Krieg-gewonnen-h%C3%A4tte/dp/3462029444)
Ist es daher nicht erstaunlich, dass es im gegenwärtigen Holocaust-Verständnis es nur noch um dessen jüdische Opfer geht, während alle anderen Opfergruppen fast vollständig ausgeblendet werden. Ganz besonders trifft es die russische Zivilbevölkerung (immerhin rund 10 millionen, gemäss vorsichtiger Schätzungen!!) denen niemand im Mainstream eine Träne nachweint. Es hat fast den Anschein, als ob SIE bekamen was SIE verdienten als “kommunistisches Fussvolk oder Kanonenfutter“.
Hinzu kommt, ein ebenfalls in der Öffentlichkeit kam erwähntes Faktum ist, dass die zionistische Auswanderungsbewegung ebenfalls auf ‘Befreiungs‘terror setzte, (http://guardian.150m.com/palestine/jewish-terrorism.htm, http://en.wikipedia.org/wiki/Zionist_political_violence) um ihre politischen Ziele zu verwirklichen.
Aber was des einen Freiheitskämpfer ist, ist des anderen Terrorist.
Anstelle endloser Ausreden, zunehmenden politischen Extremismus, Theokratie, Militärdoktrinen, gnadenlosem Blutvergiessen und machtpolitische Scharmützeln, die sehr wohl einer leider eher rassistisch-getrübten Agenda entspringen, während Religion nur als Deckmäntelchen benutzt wird, ganz klar auf allen Seiten, sollten Annäherung und Ausgleich stehen. Ein humanistisches Ideal, das im Wüstensand zu Grabe getragen wurde.
Meine Schwester reist auch häufig nach Israel und erzählt mir immer wieder wie erschreckend dort die alltäglich anti-arabische Xenophobie voranschreitet. Während ihrer Arbeitsessen mit der israelischen Elite werden Araber durchaus häufiger als UNTERMENSCHEN deklariert. Höflicher werden sie gerne der degenerierten Attitüde beschuldigt. Und das sind Menschen, die nicht in ultra-orthodoxen Weltbildern & Siedlungen leben. Also, das selbe Elend… wie in der restlichen Region…. nur mit umgekehrten Vorzeichen.
Doch nun zurück zu Herrn Fisk (http://www.youtube.com/watch?v=inBQKBJgM9Y&feature=related) , dem ich der NYT immer und absolut vorziehen würde, weil wenn ich eines zutiefst Verabscheue, dann ist es die pseudo-liberal-politisch maskierte Presseverlogenheit amerikanischer Machtpolitik, die weder die Pressefinger in die richtigen Wunden legt, noch die offensichtliche Wahrheit aussprechen darf. Wie verkommen sich das liest, konnte jeder kritische NYT-Leser sehr genau studieren, als zum IRAK-Krieg fast schon demagogisch geblasen wurde.
Meine Schwester lebt nun schon über 20 Jahre im Libanon.
Sie arbeitet dort als Dozentin für internationales Recht und ist daher auch viel in der Region unterwegs. Seit all diesen Jahren diskutieren wir natürlich auch die jeweiligen politischen Verhältnisse, und obwohl meine Schwester eine lebensfrohe als auch optimistische Person ist, die ihren Beruf und ihre Unabhängigkeit liebt, ist sie seit einigen Jahren zutiefst desillusioniert & angewidert über all die amerikanisch-westliche Heuchelei, als auch den tagtäglichen Propagandakrieg auf allen Seiten der tatsächliche Realpolitik vollkommen verdrängen konnte.
Ist es nicht erschreckend wie der Holocaust zu einer blossen Agitations"waffe" verkommen konnte um politische Ziele zu zementieren, die ansonsten in ihrer ideologischen Ausrichtungen nur als Apartheid und Kolonialismus bezeichnet werden können.
Und das von einem Volk das angesichts des erlittenen Horrors und fast Vernichtung offensichtlich nicht willig ist seine besondere Verpflichtung für die Gewähr und Einhaltung sogenannt universeller Menschenrechte - da einst selbst vogelfreies Opfer - als Verpflichtung zu betrachten.
Ein Aspekt der nur selten in der Öffentlichkeit diskutiert wird.
Zudem waren die Juden auch nicht die einzigen Ausrottungs“objekte“. Was auch gerne vergessen wird. Natürlich sind die Zahlen geringer aber in Relation gesetzt konnten die Deutschen fast 76% ihrer behinderten Bürger ausrotten, einschliesslich Blinder und Taubstummer. Eine ebenfalls fast unbekannte Tatsache.
Über 3 millionen russische Kriegsgefangene kamen in Deutschen Todeslagern um und zwischen 16-26 Millionen Russen während des Russlandfeldzuges, davon waren “nur“1 Million Juden.
Und hätte Hitler den Krieg gewonnen, wären auf Jahre hinaus die Vernichtungslager in Polen mit der Vergasung von weiteren Millionen von unwerten slawischen Leben vorangetriebenen worden, da nach der vollzogenen Endlösung der Juden, die Slawen, die in der Nazi-Rassenethik auf der selben Stufe wie die Juden standen, jegliche arische Gleichberechtigung abgesprochen wurde.
Und wer nicht vergast worden wäre, hätte auf Jahrzehnte für Nazi-Deutschlands geplante expandierende Arier-Besiedelung des Ostens als Sklavenarbeiter wahrscheinlich zu Tode schinden müssen.
Irgendwann hätte sich ein Apartheitssystem etabliert, die Vernichtungslager wären abgerissen worden, sofern die arische Bevölkerungshierarchie in den neuen Ostgebieten als gesichert gegolten hätte.
(http://en.wikipedia.org/wiki/World_War_II_casualties, http://en.wikipedia.org/wiki/Nazi_crimes_against_Soviet_POWs, http://en.wikipedia.org/wiki/List_of_prisoner-of-war_camps_in_Germany, http://en.wikipedia.org/wiki/Eastern_Front_(World_War_II), http://en.wikipedia.org/wiki/Racial_policy_of_Nazi_Germany, http://www.holocaustforgotten.com,
http://www.amazon.de/Wenn-Hitler-Krieg-gewonnen-h%C3%A4tte/dp/3462029444)
Ist es daher nicht erstaunlich, dass es im gegenwärtigen Holocaust-Verständnis es nur noch um dessen jüdische Opfer geht, während alle anderen Opfergruppen fast vollständig ausgeblendet werden. Ganz besonders trifft es die russische Zivilbevölkerung (immerhin rund 10 millionen, gemäss vorsichtiger Schätzungen!!) denen niemand im Mainstream eine Träne nachweint. Es hat fast den Anschein, als ob SIE bekamen was SIE verdienten als “kommunistisches Fussvolk oder Kanonenfutter“.
Hinzu kommt, ein ebenfalls in der Öffentlichkeit kam erwähntes Faktum ist, dass die zionistische Auswanderungsbewegung ebenfalls auf ‘Befreiungs‘terror setzte, (http://guardian.150m.com/palestine/jewish-terrorism.htm, http://en.wikipedia.org/wiki/Zionist_political_violence) um ihre politischen Ziele zu verwirklichen.
Aber was des einen Freiheitskämpfer ist, ist des anderen Terrorist.
Anstelle endloser Ausreden, zunehmenden politischen Extremismus, Theokratie, Militärdoktrinen, gnadenlosem Blutvergiessen und machtpolitische Scharmützeln, die sehr wohl einer leider eher rassistisch-getrübten Agenda entspringen, während Religion nur als Deckmäntelchen benutzt wird, ganz klar auf allen Seiten, sollten Annäherung und Ausgleich stehen. Ein humanistisches Ideal, das im Wüstensand zu Grabe getragen wurde.
Meine Schwester reist auch häufig nach Israel und erzählt mir immer wieder wie erschreckend dort die alltäglich anti-arabische Xenophobie voranschreitet. Während ihrer Arbeitsessen mit der israelischen Elite werden Araber durchaus häufiger als UNTERMENSCHEN deklariert. Höflicher werden sie gerne der degenerierten Attitüde beschuldigt. Und das sind Menschen, die nicht in ultra-orthodoxen Weltbildern & Siedlungen leben. Also, das selbe Elend… wie in der restlichen Region…. nur mit umgekehrten Vorzeichen.
Doch nun zurück zu Herrn Fisk (http://www.youtube.com/watch?v=inBQKBJgM9Y&feature=related) , dem ich der NYT immer und absolut vorziehen würde, weil wenn ich eines zutiefst Verabscheue, dann ist es die pseudo-liberal-politisch maskierte Presseverlogenheit amerikanischer Machtpolitik, die weder die Pressefinger in die richtigen Wunden legt, noch die offensichtliche Wahrheit aussprechen darf. Wie verkommen sich das liest, konnte jeder kritische NYT-Leser sehr genau studieren, als zum IRAK-Krieg fast schon demagogisch geblasen wurde.
Donnerstag, 24. Juni 2010 um 22:13 >> antworten