Besuchen Sie doch die Familien eines Terror-Anschlags.
„A 20-minute visit to hear the story of a bereaved family or individual affected by terrorism can help in their healing process and be a meaningful experience for everyone involved.“ Das sagt Chantal Belzberg vom OneFamily Fund.
Genau: Papa, Mama, Witwe oder sonstige Verwandte eines Opfers eines Anschlages haben sicher einiges zu erzählen. In 20 Minuten. Gegenüber Touristen.
OneFamily wirbt zur Zeit für diesen Witwen-Schüttler-Tourismus. OneFamily unterstützt gemäss eigenen Angaben über 2 200 Familien, die in irgend einer Form Opfer eines Anschlages wurden oder während des Zweiten Libanon – Krieges und des israelischen Gaza – Krieges von Anfang Jahr. Er versteht sich, dass es sich ausschliesslich um israelische Opfer handelt.
Nun wollen wir nicht in die juristischen Details gehen, und den Begriff Terrorismus-Opfer etwas schärfer fassen. Fakt ist: Jeder Tote ist ein Toter zu viel. Ob Zivilist oder Soldat. Ob Palästinenser oder Israeli. Und wir wollen auch nicht vertiefend die Frage aufwerfen, was einen Touristen dazu befähigen würde, den Heilungsprozess eines traumatisierten Angehörigen zu begleiten.
Egal, OneFamily ist längst nicht die einzige gemeinnützige Organisation im Opfer-Umfeld:
- diese Organisation wird vom deutschen Aussenministerium finanziell unterstützt
- diese Organisation verklagt die Schweizer Grossbank UBS wegen mutmasslicher „Terror-Unterstützung“
- diese Organisation versucht, den Austausch zwischen palästinensischen und israelischen Gefangenen zu verhindern
- diese Organisation kämpft ebenfalls gegen jeglichen Gefangenen-Austausch
- diese Organisation droht mit Vergeltung, falls gefangene Palästinenser ausgetauscht werden
Was wir hier sagen möchten, ist folgendes: Es gibt ein Geschäft mit dem Terrorismus. Nein, nicht das Geschäft der Terror-Organisationen ist gemeint, sondern das Geschäft mit dem Mitleid, das Geschäft mit falsch verstandenen Emotionen. Selbstverständlich erfüllen einige dieser Organisationen einen wichtigen Zweck, und wenn es auch nur das „Zur-Kenntnis-Nehmen“ der Opfer-Familien ist. Aber wo fangen die Unterstützungs-Aufgaben eines Staates für seine Bürger an, und wo hört die Gemeinnützigkeit auf?
Mit Sicherheit allerspätestens bei Touristen-Reisen zu Angehörigen von Anschlags-Opfern.
Kommentare
Zita Gantenbein:
Ich finde es Menschenverachtend, wenn Opfer von Gewalt dermassen zu Propagandazwecken missbraucht werden.
Sonntag, 19. April 2009 um 15:49 >> antworten
Mittwoch, 22. April 2009 um 13:28 >> antworten