Wieder in den Headlines. Wieder mal die ganz grossen Headlines.
Und so trifft sich die Medienhorde auf dem Jona Hügel in Ashdod. Gut gelegen, die Anhöhe, tiptoppe Sicht auf den Hafen von Ashdod, in den die israelische Marine die Schiffe der Freedom Flotilla hingeleitet hat.
Auf dem Hügel um die 100 Fernseh- Journalisten, Techniker, Kameraleute, Fotografen, die üblichen PR- Leute der israelischen Polizei, Verteidigungsministeriums, Militärs.
Und dazwischen israelische Zivilisten, also, man müsste wohl sagen Medien – Demonstranten. Familien, Kinder und Jugendliche haben's echt lustig, auf dem Medienhügel.
Zehn, maximal zwölfjährige Mädchen halten ein Transparent hoch: „Hamas Killer“.
Ein Vater mit seinen zwei vielleicht zehn jährigen Kindern schreibt ein Transparent: "Erdogan – you killed 2.000.000 Armenians." Was diesen Kindern wohl zu Hause sonst noch auf den Weg gegeben wird?
Als Kollege Walid Al-Omary von AlJazeera auftaucht, schreit der Mob: „You fucker, you no good. You not like Israel.“ Al-Omary muss sich an sowas gewöhnt haben; er reagiert schon gar nicht mehr.
Eine türkische Kollegin, seit über fünf Jahren in Israel stationiert, ist sichtlich irritiert. „Zum ersten Mal fühlte ich mich heute bedroht, die Leute sind sehr aggressiv gegen mich, weil ich Türkin bin.“
CNN fliegt hurtig Kollege Ben Wedeman ein; hm, was mag wohl mit der in Jerusalem stationierten CNN- Korrespondentenschaft los sein? immerhin ist der Kollege Garant für den immer häufiger schmerzlich vermissten einordnenden Journalismus.
ARD redet mit Schweizer Fernsehen SF nicht mehr; hä ja, die Schweizer haben sich Anfang Jahr erdreistet, einen Beitrag des Büro –Chief nicht telquel zu übernehmen, sondern wollten Ausschnitte davon verwenden; wie das im Rahmen des üblichen Programmaustauschs zwischen Fernsehstationen weltweit täglich geschieht, freilich nicht bei ARD Israel – das gilt es zu sanktionieren. Oder vielleicht hat der Kollege ob des Geschreis schlicht nicht alle Kollegen sehen können?
Eine Horde grölender Orthodoxer stellt sich vor die Kamera von Sky News, der Kollege gerät etwas ins Schwitzen, nimmt dann aber den Protest professionell in seiner Live- Schalte auf. Sie sind gut, die Briten, gehören zum Besten auf dem Hügel.
Und als dann unsereiner live drauf ist, schreit die israelische Jugend: „Das Volk Israel lebt, das Volk Israel lebt“.
Kommentare
Adrian:
Die Medienschlacht scheint heutzutage genauso physisch und hart zu sein, wie die Tumulte auf den Flotilla Frachtern. Danke für die bildliche Beschreibung. Nur schade, dass man die entsprechenden Produkte nicht nebeneinander stellen kann.
Zu den Transparenten möchte ich nur sagen, dass sich viele Israelis sich mit der Weltgeschichte durchaus auskennen, nur ihre Rolle darin nicht ganz sehen. Schade, aber vielleicht ist dies das Resultat jahrelanger Indoktrinierung durch die eigene Regierung.
Das Problem ist, dass die Israelis und ihre Medien dauernd mit Verteidigen beschäftigt sind. Im Kriegsfall verteidigen alle die Regierung und die Armee. Beruhigt sich die Lage kurz, gibt es bald wieder ein Krieg, wieder ein Vorfall, damit gar keine Zeit zum Nachdenken über berechtigte Kritik bleibt. Somit sind die Israelis- ein Vergleich meines Bruders- mehr mit dem abschöpfen des Wassers, als mit dem allfälligen Ausmachen und Stopfen der Lecks in ihrem "Schiff" beschäftigt.
Zu den Transparenten möchte ich nur sagen, dass sich viele Israelis sich mit der Weltgeschichte durchaus auskennen, nur ihre Rolle darin nicht ganz sehen. Schade, aber vielleicht ist dies das Resultat jahrelanger Indoktrinierung durch die eigene Regierung.
Dienstag, 1. Juni 2010 um 22:33 >> antworten
Mittwoch, 2. Juni 2010 um 09:17 >> antworten
http://fotogaleri.hurriyet.com.tr/GaleriDetay.aspx?cid=36575&p=1&rid=2
Sonntag, 6. Juni 2010 um 12:17 >> antworten