Schon von „The Israel Project“ gehört? Nein? Dann sind Sie kaum ein Nahost-Korrespondent. Denn „The Project“ hätte Sie längst gefunden.

Diese Nicht-Regierungsorganisation hat sich gemäss eigenen Worten „devoted to educating the press and the public about Israel while promoting security, freedom and peace.“ Und die Jungs und Mädels vom "Project" haben durchaus ein gewisses Sendungsbewusstsein: "By providing journalists with the facts, context and visuals they need, TIP causes hundreds of millions of people around the world to see a more positive public face of Israel. This helps protect Israel, reduce anti-Semitism and increase pride in Israel." Hundreds of millions of people, sagen sie.

Die "Medien-Erziehung" läuft einerseits mit vorbereiteten Tools, wenn:

-  Sie Ihrer Zeitung, Ihrem Parlamentarier einen (Leser-) Brief schreiben w/sollen: Kein Problem, „The Israel Project“ hat die entsprechenden Sprachmodule parat

-  Sie als Journalist über Israel oder gar den israelischen Gaza-Krieg berichten w/sollen: Kein Problem, „The Israel Project“ hat die entsprechenden Experten parat

-   Sie als Journalist mit dem Helikopter über Israel fliegen möchten: Kein Problem, „The Israel Project“ hat den entsprechenden zwei-stündigen Flug parat

Zwar bezeichnet sich die Organisation als „not related to any government or government agency“. Medienveranstaltungen finden allerdings in der Praxis häufig auf gemeinsame Einladung von israelischen Behörden und „The Project“ statt, Experten sind immer wieder mal Regierungs- und Armeesprecher, sowohl in Israel als auch im Ausland. Zum Beispiel der damalige israelische Botschafter Dan Gillerman, ein Freund von schwarz-weissen Sichtweisen, ein verbaler israelischer Scharfschütze von der PR-ächtigsten Sorte.

Während des israelischen Gaza-Krieges hämmert die Organisation Medienleute mit zwei bis drei Medien-Communiqués pro Tag, als das deklariert, was es ist: Propaganda; es heisst halt bloss etwas anders, nämlich "Facts about Israel". Medienkonferenzen werden einberufen, an denen die israelische Sicht der Dinge dargestellt wird – Lobby-Arbeit, vielleicht etwas plump angepackt, aber das gehört zu einem Krieg wie das Sterben von Zivilisten. Daran, an der Lobby-Arbeit, ist eigentlich nichts auszusetzen.

Wehe jedoch, wer – wie der CNN-Star Christiane Amanpour - dennoch seine journalistische Arbeit macht.

Wehe jedoch, wer sich an normalste journalistische Mindeststandards hält und nach Quellen oder gar Belegen für die durchaus als etwas speziell zu bezeichnende "Project"- Sicht der Dinge fragt.

Wie‘s dann tönt, mag ein Briefwechsel mit einem der Pressesprecher von „The Israel Project“ verdeutlichen:

„I hesitate to give the dignity of a reply to your type of hate-filled and overa-wrought message. But I will - just this once. 

You obviously don't care to address the facts and lacking the ability to do so engage in juvenile name-falling. Fact- Hamas intentionally targets civilians. Fact - that is a war crime. You don't like facts - I can understand why. Here's another fact: Leading European governments-France, Germany, U.K., Egypt and the Palestian Authority, and the United States-- have joined Israel last night to attempt to thwart the flow of terrorist weapons to Hamas. 

You must feel isolated in your position defending terrorism.

And that must cause you to name-call, as in grade school, rather than address the facts. You are a sad case of self- delusion.“

Was ich mich erdreistet hatte zu fragen: Auch wenn davon auszugehen ist, dass Hamas- und andere palästinensische Kämpfer sich unter die Zivilbevölkerung mischen, um ihre Raketen auf Israel abzufeuern, gerne möchte ich das belegt haben; zum Beispiel mit einem Video der schier alles abbildenden israelischen Aufklärungsdrohnen, die über dem Gaza-Streifen kreisen.

Denn bisher hat selbst die israelische Armee während des Gaza-Krieges lediglich in einem umstrittenen Fall dargelegt, palästinensische Extremisten würden in einem Wohngebiet Raketen von einem Lastwagen abladen; die israelische Menschenrechtsorganisation B’Tselem jedoch behauptete, es handle sich um Gasflaschen. Oder der Beschuss von vier UN-Schulen: Die ursprüngliche Behauptung, aus den Schulen sei auf israelische Truppen gefeuert worden, nahm die israelische Armee zurück; es wurde allenfalls „aus der Nähe“ der Schulen gefeuert. Dasselbe übrigens auch mit dem am Wochenende publik gewordenen „Fall“ des Doktor Ezzeldeen Abu al-Aish; drei seiner Töchter und eine Nichte, getötet durch eine israelische Panzergranate - zu Hause. Und wir erinnern uns an das Comuniqué der israelischen Armee vom 6.Januar, als Filmmaterial vom letzten Jahr präsentiert wurde, um den angeblichen aktuellen Beschuss Israels aus einer UN-Schule zu „belegen“.

Zuerst schiessen und dann kontrollieren? Oder ist bereits die Frage terror-verdächtig?

Warum werden keine klaren Belege vorgelegt? Weshalb wird verbal auf Fragensteller gefeuert, nicht aber der mutmassliche Missbrauch der Zivilbevölkerung dokumentiert? Warum wurden ausländische Journalisten seit Monaten vom Gaza-Streifen ausgesperrt? Was soll die Welt nicht sehen?

Journalist rapportier‘ unsere Position, aber stell' keine Fragen!

Im Krieg stirbt die Wahrheit ziemlich schnell. Drum: Denken hilft, trotz Kriegs-Lobby -- solange es noch möglich ist. Und das gilt nicht bloss für Journalisten.

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An die Blogger-Comunity:

Solltet Ihr nächstens von etwas gar einseitigen Kommentaren in Sachen Krieg überschwemmt werden, dann gibt’s dafür eine plausible Erklärung: Das israelische Ministerium für Einwanderung teilte am Sonntag mit, es baue eine „Army of bloggers“ auf; richtig, „Army of bloggers“. Zusammen mit dem israelischen Aussenministerium werden Freiwillige gesucht, die in verschiedensten Sprachen weltweit in Blogs die israelische Sicht der Dinge darzustellen haben. – Blogger’s war.