Von der Musik, Israel und dem Boykott
Sie sagen grad reihenweise ab:
Gil Scott- Heron – der Gottvater des Rap
Bono/US – eine Legende, live nicht zu hören in Israel
Pixies – die US- Band hat als vorerst letzte Gruppe den Israel- Blues verspürt
Carlos Santana – die Gitar-Legende zog sich zurück, nachdem bereits Tausende Tickets verkauf waren
Snoop Dogg – der Rapper zog sich zurück, offiziell wegen vertraglichen Unstimmigkeiten
Elvis Costello – sagt zunächst zu, lässt Tickets verkaufen, und zieht sich dann doch zurück
All’ diese Herren Musiker und Begleitbands mögen nicht in Israel auftreten, wegen Besatzung, Gaza- Flotilla und so. Der eine oder andere hat dabei ein paar flotte Pirouetten geschlagen. Zum Beispiel Elvis Costello: “Das ist, wie sich zu weigern, in den USA aufzutreten, weil man Bushs Politik nicht mag, oder England wegen Margaret Thatcher zu boykottieren”, soll Costello gesagt haben. – Ein paar Wochen später mag sich Costello nicht mehr an seine Aussage erinnern – und sagt seine zwei Konterte in Israel ab.
Die israelische Reaktion lässtt natürlich nicht auf sich warten – im Austeilen ist Mann und Frau hierzulande ja bekanntlich sehr viel Begabter denn im Einstecken. “Kultureller Terrorismus” ist das für Shuki Weiss. Shuki ist der Star der israelischen Musikbranche, er bringt Gigs von Madonna, Metallica, Paul McCartney ins gelobte Land. Drum darf Shuki solchen Blödsinn auch von sich geben - uuu yeah, Shuki.
Soweit, so schlecht die Ausgangslage.
Nun lassen sie uns doch kurz ein paar Fragen stellen.
Kultur - Boykott Israels. Das eine gegen den Israelischen Gaza - Krieg, zum Beispiel. Etwas ganz anderes ist es, eine Tournee abzusagen. Um sich aber eine Position dazu erarbeiten zu können, wäre es wohl wichtig, zu definieren, ob denn ein solcher Boykott ein effektives politisches Tool ist. Trifft solch' ein Boykott also bloss ein paar Einzelne oder das politische System and und für sich? Ist das im Falle eines kulturellen Boykotts Israels gegeben – ich meine: Nein!
Ist Bibi Netanyahu mit Südafrikas Pieter Willem Botha vergleichbar? - ich meine: Nein!
Wird ein kultureller Boykott Wirkung in Israel erzielen, der über die kurzfristige Effekthascherei im Ausland hinaus geht? – ich meine: Nein!
Anders mögen die Dinge allenfalls bei einem fokussierten Wirtschafts- Boykott von Produkten aus den völkerrechtswidrigen jüdischen Siedlungen im besetzten Westjordanland liegen, allenfalls. Denn damit würde zumindest ein spezifisches Produkt avisiert. Und selbst hier gilt es zu berücksichtigen: Die Parallele zu Südafrika hinkt. Es war bei weitem nicht der bei genauer Betrachtung doch sehr locker gehandhabte Südafrika – Boykott, der das Appartheit – Regime zu Fall brachte.
Die Sanktionen wurden von der damaligen EG und anderen westlichen Ländern als Alibisanktionen abgetan, die eher als Wink denn als Zwangsmassnahme gedacht waren. Dementsprechend wurden die wirklich "schmerzhaften" Güter wie etwa Gold, nicht mit Sanktionen belegt. Stattdessen der unwichtige Krügerrand. Die UNO hat Sanktionen gegenüber Südafrika nie als obligatorisch erklärt. Die zunehmend striktere Haltung der USA basierte in erster Linie auf innenpolitischen Gründen, nämlich die schwarze Wählerschaft bei den Präsidentschaftswahlen 1988.
Die weisse Bevölkerung Südafrikas hat von diesen Boykottmassnahmen nicht viel mitbekommen. Wirklich weh getan hat hingegen der Ausschluss von der Rugby WM 1987, der ersten ihrer Art. Das hat die sportbegeisterten (weissen) Südafrikaner stärker getroffen als man vermuten könnte.
Selbst wenn die politischen Ausgangslagen zwischen Südafrika und Israel / palästinensische Gebiete miteinander vergleichbar sind:
- Die zentrale Rolle der Religion im rassistisch motivierten Konflikt: die ersten weissen Siedler mussten die Niederlande aus religiösen Gründen verlassen, sie waren zu fundamentalistisch
– Die geostrategische Situation: Südafrika wurde Ende der 80er Jahre vom Westen als Bollwerk gegen den "roten Gürtel" betrachtet. Seit ihrer Unabhängigkeit waren im südlichen Afrika, mit Ausnahme von Südafrika, alle Staaten ins kommunistische Lager gekippt. Der Westen hatte Angst um die Kap- Route. Und der ANC war kommunistisch. Was wiederum Amerika von Israel als strategischem Partner im Nahen Osten hält, ist bekannt.
Aber: Der Vergleich zwischen dem ANC und den Palästinensern hinkt doch erheblich. Der ANC hat seine Anschläge nie gegen Menschen gerichtet, was bei den Palästinensern nicht der Fall ist. Der Versöhnungswillen des ANC war doch weit klarer ersichtlich als dies aus palästinensischem Munde zu vernehmen ist; sicherlich mit Blick auf die Leader im Gaza- Streifen und dem besetzten Westjordanland. Die südafrikanische Bevölkerungsmehrheit bekriegte sich nicht gegenseitig, sprach weitgehend mit einer Stimme. Und, wo wäre ein palästinensischer Nelson Mandela zu finden? Der einzige, der von vielen als Hoffnungsträger gesehen wird, sitzt in einem israelischen Gefängnis mehrere lebenslange Haftstrafen ab.
So denn, Mister Costello et all – geht’s um eine durchdachte Polit- Aktion, oder ums eigene Image?
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Und so handhaben israelische Supermärkte das Thema Boykott
Und so sieht's in Sachen H&M aus israelischer Sicht aus
Die Menschenrechts-Organisatio n Huma [...]